Ein Mensch, der 60 wird, neigt zur Rückschau; ein Militärbündnis gleichen Alters ist gezwungen, in die Zukunft zu blicken, wenn es noch eine haben...

Ein Mensch, der 60 wird, neigt zur Rückschau; ein Militärbündnis gleichen Alters ist gezwungen, in die Zukunft zu blicken, wenn es noch eine haben will. Die Gründung der Nato 1949 stand im Zeichen des Kalten Krieges, ihre Zukunft dürfte vor allem im Zeichen des asymmetrischen Krieges liegen. Zu definieren ist eine neue Strategie; den Amerikanern schwebt ein Weltpolizist vor, der auch präventiv zur Waffe greifen kann, sei es in Pakistan oder im Iran. Mit den meisten Europäern ist dies nicht zu machen. Hier lauern Grundsatzkonflikte innerhalb der Allianz, die diesen Gipfel überdauern werden. Die USA sind eben eine global agierende Supermacht; die Europäer fühlen sich eher ihrem Kontinent verhaftet, maximal der Atlantischen Region.

Dieser interne Konflikt ist verwoben mit dem Streit um die beste Strategie für Afghanistan. Einen offenen Dissens um weitere Truppenentsendungen der Europäer hat Barack Obama klug abgewendet, indem er zunächst auf entsprechende Forderungen verzichtet hat. Was er aber verlangt, ist maß- und sinnvoll: mehr ziviles Engagement und eine Ausweitung der Polizeiausbildung am Hindukusch. Man wird es in Europa zudem schwer haben, diesem charismatischen und konziliant auftretenden Mann etwas abzuschlagen.

Obamas überraschendem Vorstoß zur Schaffung einer atomwaffenfreien Welt haftet auf den ersten Blick etwas bedenklich Naives an. Vor allem wenn man sich daran erinnert, dass es gerade die Atomwaffen waren, deren Abschreckungswirkung den Kalten Krieg kalt blieben ließ. Doch diese mutige Vision entstammt keineswegs dem Wolkenkuckucksheim: Sie ist vielmehr die Konsequenz aus der bitteren Erkenntnis, dass die Gefahr einer nuklearen Apokalypse aufgrund der unkontrollierten Weiterverbreitung von Atomwaffen kaum anders als durch den Verzicht aller noch zu bannen ist.