Joaquín Almunia lobt im Abendblatt die Beschlüsse des Weltfinanzgipfels - und hofft, dass der Euro stabil bleibt.

Hamburg/Brüssel. Hamburger Abendblatt:

Kommissar Almunia, der G20-Gipfel in London hat sich auf weitreichende Maßnahmen gegen die Finanz- und Wirtschaftskrise verständigt. Haben Sie die Hoffnung, dass es schnell wieder aufwärtsgeht?

Joaquín Almunia:

Ich glaube, das war ein sehr wichtiges und positives Treffen. Es ist wichtig, dass sich alle großen Volkswirtschaften der Welt auf Schritte verständigt haben, um Wachstum zu erzeugen und Arbeitsplätze zu schaffen. Um aus den Fehlern zu lernen, die zu der Wirtschafts- und Finanzkrise geführt haben. Und vor allem, um den Entwicklungsländern zu helfen, die ungerechterweise am meisten unter der Krise leiden.



Abendblatt:

Worauf kommt es jetzt an?

Almunia:

Dass wir die Entscheidungen schnell umsetzen. Dann sollte es uns gelingen, Vertrauen zu schaffen und wirtschaftliche Erholung zu erreichen.



Abendblatt:

Unvorstellbare Summen werden zur Stabilisierung der Finanzmärkte und zur Stimulierung der Konjunktur bereitgestellt. Lösen wir die Krise auf Kosten nachfolgender Generationen?

Almunia:

Die Maßnahmen, die Staaten auf der ganzen Welt ergreifen, um Nachfrage zu erzeugen und Arbeitsplätze zu sichern, sind sehr eindrucksvoll. In der EU werden die beispiellosen staatlichen Hilfen 2010 zu einem durchschnittlichen Haushaltsdefizit von annähernd fünf Prozent führen. Das ist eine sehr wichtige Anstrengung. Aber wir müssen auch eine Exit-Strategie entwerfen, wie wir aus hohen Schulden und Defiziten herauskommen. Wir müssen zeigen, dass wir entschlossen sind, zu gesunden und nachhaltigen Finanzen zurückzufinden, sobald sich die Wirtschaft erholt.



Abendblatt:

Wie sieht diese Strategie aus?

Almunia:

Der europäische Stabilitäts- und Wachstumspakt stellt uns diese Exit-Strategie zur Verfügung. Glücklicherweise haben wir ihn. Und ich bin froh, dass die Minister der Euro-Gruppe an diesem Freitag einstimmig den Vorschlag der EU-Kommission unterstützt haben, die Haushaltsdefizite in Griechenland, Irland, Frankreich und Spanien zu korrigieren. In den ersten beiden Fällen glauben wir, dass die Regierungen noch in diesem Jahr gegensteuern müssen. Sie können es sich nicht leisten, länger zu warten.



Abendblatt:

Müssen wir um die Stabilität des Euro fürchten?

Almunia:

Der Euro ist eine stabile und starke Währung. Er ist unser höchstes Gut in dieser kritischen Situation. Man kann klar erkennen, dass es besser ist, einer großen Währungsunion anzugehören, als eine kleine Währung zu haben - vor allem, wenn man in einer verwundbaren Lage in diese Krise gerät. Der Euro-Zone gehören 300 Millionen Menschen an, und sie gründet auf gesunden Regeln. Jetzt kommt es darauf an, dass sich die Mitgliedstaaten verantwortungsvoll verhalten.