Obama-Festspiele in London: Michelle Obama ist beim Besuch einer Mädchenschule in London wie ein Popstar empfangen worden. Euphorisch kreischten die Schülerinnen, als sie die Frau des US-Präsidenten sahen. Zuvor hatte die US-Präsidentengattin das Herz der Queen erobert. Bilder von Michelle Obama.

London. "O-ba-ma", "O-ba-ma" und "Michelle", "Michelle", "Michelle" - mit diesen Rufen haben die Schülerinnen der Elizabeth Garrett Anderson School Amerikas First Lady empfangen. Einige Mädchen umarmten die zweifache Mutter. Die Frau des US-Präsidenten war sichtlich bewegt. Sie ermunterte die Elfjährigen, das Beste aus ihrem Leben zu machen. "Die Welt braucht starke Frauen", sagte sie.

Michelle Obama riet den Schülerinnen, ihrem Beispiel zu folgen und ein selbstbestimmtes Leben zu führen. "Ich bin ein Beispiel dafür, was aus einem Mädchen werden kann, das mit Liebe und Zuwendung aufwächst", sagte sie. In ihrem Leben habe zunächst nicht viel dafür gesprochen, dass sie einmal die erste afro-amerikanische Präsidentengattin der USA sein würde. Liebe, starke Werte, Bildung und "ein Haufen Arbeit" bezeichnete Michelle Obama als die Schlüssel zum Erfolg. "Auch ihr könnt, mit diesen Werten, Euer Schicksal selbst bestimmen."

Auch Queen Elizabeth II. hatte zuvor öffentlich ihre Sympathie für Michelle Obama bekundet: mit einer höchst ungewöhnlichen Geste. Die britische Königin hatte bei dem Empfang vor dem G-20-Gipfel im Buckingham Palace das Protokoll gebrochen und die US-Präsidentengattin umarmt. Daraufhin legte auch Michelle Obama der deutlich kleineren Queen den Arm um die Schulter. Die "Times" schrieb daraufhin, seit das US-Präsidentenpaar in der Stadt sei, gebe es offenbar kein Protokoll mehr.

In der Vergangenheit waren Staatschefs, die bei ihren Besuchen nicht die gebührende Distanz zur Queen gehalten hatten, in den britischen Medien stets mit Hohn und Spott überschüttet worden. Als der damalige australische Ministerpräsident Paul Keating 1992 die Königin umarmte, verspotteten ihn die britischen Boulevardmedien in Anlehnung an das Kinderbuch "Wizard of Oz" ("Der Zauberer von Oz") als "Lizard of Oz" ("Eidechse von Oz"). Als seinem Nachfolger John Howard dasselbe vorgeworfen wurde, erklärte dessen Sprecher: "Wir dementieren auf das Schärfste, dass es irgendeinen Kontakt (zwischen Howard und der Queen) gegeben hat." 2007 bedachte der damalige US-Präsident George W. Bush die Königin mit einem listigen Augenzwinkern.

Auch die britische Presse konnte Michelle Obama offenbar für sich gewinnen. Zuletzt hatte diese sich im vergangenen Jahr für die Frau des französischen Staatspräsidenten Nicolas Sarkozy, Sängerin und Exmodel Carla Bruni, begeistert. Doch nun schrieb die "Times": "Carla wer?" In der BBC hieß es, Michelle Obama spiele keine Nebenrolle an der Seite ihres Mannes, sondern die zweite Hauptrolle.