Der israelische Verteidigungsminister Ehud Barak hat alles auf eine Karte gesetzt - und am Ende gewonnen. Nach einem für israelische Verhältnisse...

Tel Aviv. Der israelische Verteidigungsminister Ehud Barak hat alles auf eine Karte gesetzt - und am Ende gewonnen. Nach einem für israelische Verhältnisse beispiellosen Alleingang Baraks stimmte ein Parteitag der sozialdemokratischen Arbeitspartei für einen Beitritt zu einer rechtsgerichteten Regierungskoalition unter dem designierten Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu. Der 67 Jahre alte General im Ruhestand hat damit zwar seinen Posten als Verteidigungsminister gerettet, aber seine Partei von der Basis bis zur Fraktion in eine tiefe Krise gestürzt. Die möglichen Langzeitfolgen wie Spaltung der Partei oder Sturz in die Bedeutungslosigkeit bei der nächsten Wahl sind nicht abzusehen.

Barak war Netanjahus Wunschkandidat für das Amt des Verteidigungsministers. Er soll in allen Fragen, die die Sicherheit Israels und die Diplomatie betreffen, ein Mitspracherecht haben. Das sieht ein eilig in nur 24 Stunden zusammengezimmerter Koalitionsvertrag vor. Netanjahus rechtsgerichteter Likud habe Barak für nur 13 Mandate der Arbeitspartei ein "skandalös schönes" Angebot gemacht, das er nicht habe zurückweisen können, kommentierte die linksliberale "Haaretz". Fünf Ministerposten, dazu ein für den Arbeitnehmerflügel in der Arbeitspartei geschnürtes Wirtschaftspaket. Danach sollen Gehälter im öffentlichen Dienst während der Finanzkrise nicht gekürzt werden. Ein Hilfspaket für Umschulungen sollte es geben und Zuschüsse, damit die Kinderbetreuung von werktätigen Frauen gesichert wird.

Netanjahus Ziel war es, sein bisher vereinbartes Dreier-Bündnis mit religiösen und ultrarechten Partnern auf eine breitere Grundlage zu stellen. Bislang gehören außer der Likud-Partei noch die ultra-orthodoxe Schas-Partei und die Rechtspartei Unser Haus Israel von Avigdor Lieberman zur geplanten Koalition. Auch Splitterparteien werden dem Netanjahu-Lager zugerechnet. Mit der Arbeitspartei ist dem designierten Ministerpräsidenten nun die absolute Mehrheit im Parlament sicher.