38-Jährige Liberale soll von FDP-Chef Westerwelle nach der Bundestagswahl und mithilfe einer schwarz-gelben Koalition ins Amt gehievt werden. SPD beharrt auf Martin Schulz als Nachfolger für Günter Verheugen.

Berlin. Im Streit um die Nachfolge des deutschen EU-Kommissars Günter Verheugen macht nun offenbar auch die FDP ihre Interessen geltend. Parteichef Guido Westerwelle wolle die Europaabgeordnete Silvana Koch-Mehrin möglicherweise im Herbst als Kommissarin durchsetzen, berichtete die "Welt" unter Berufung auf hohe EU-Kreise.

Koch-Mehrin selbst sagte dem Südwestrundfunk: "Ich höre das jetzt zum ersten Mal." Es sei aber "ausgesprochen ehrenvoll", für ein derart wichtiges Amt genannt zu werden, sagte die FDP-Spitzenkandidatin für die Europawahl am 7. Juni. Koch-Mehrin gehört dem Europaparlament seit 2004 an. Die 38-jährige Ökonomin und Mutter dreier Töchter sitzt seitdem auch im FDP-Präsidium.

Westerwelle sprach sich in der "Welt" dafür aus, dass der neue deutsche EU-Kommissar in Brüssel erst im Oktober und damit nach der Bundestagswahl benannt werden soll. "Vor dem Herbst dieses Jahres verbietet sich jedes personalpolitische Gerangel um die EU-Kommission", sagte er angesichts des Streits zwischen Union und SPD um die Besetzung des Postens. Über die Neubesetzung der EU-Kommission dürfe nicht vor einem zweiten Referendum in Irland entschieden werden, das für den Herbst vorgesehen ist.

Die SPD hatte wiederholt ihren Anspruch auf Entsendung eines Vertreters in die EU-Kommission bekräftigt und will dafür den Fraktionschef der Sozialdemokraten im Europaparlament, Martin Schulz, durchsetzen.

Im CDU-Programm für die Europawahl heißt es, dass bei der Zusammensetzung der nächsten EU-Kommission das Ergebnis der Europawahlen sichtbar werden müsse: "Nach einem Sieg der CDU und CSU bei der Europawahl in Deutschland muss der künftige deutsche Kommissar von der CDU gestellt werden."