Israel beschleunigt den Truppenabzug aus dem Gazastreifen und will den Rückzug offensichtlich bis zur Amtseinführung von US-Präsident Barack Obama...

Gaza/Berlin. Israel beschleunigt den Truppenabzug aus dem Gazastreifen und will den Rückzug offensichtlich bis zur Amtseinführung von US-Präsident Barack Obama weitgehend abschließen. Nach Angaben israelischer Zeitungen erfolgt die Räumung schneller als geplant und könnte bis heute Abend abgeschlossen sein, wenn Obama in Washington seinen Amtseid ablegt.

Israel hatte am Sonnabend eine einseitige Waffenruhe verkündet. Die radikalislamische Hamas hatte später einer einwöchigen Waffenruhe zugestimmt. In dieser Zeit müsste Israel seine Truppen aber vollständig aus dem Gazastreifen abziehen. Bis auf kleine Ausnahmen hielten sich beide Konfliktparteien gestern an die Waffenruhe.

Unterdessen wurden die enormen Schäden durch die dreiwöchige Militäroffensive Israels im Gazastreifen erstmals konkreter beziffert. Die palästinensische Statistikbehörde PCBS schätzt die Schäden auf zwei Milliarden Dollar. Nach palästinensischen Angaben starben 1310 Menschen bei dem Waffengang, der am 27. Dezember begonnen hatte. Mindestens 22 000 private und öffentliche Gebäude seien beschädigt oder zerstört worden, teilte die Statistikbehörde mit. Dies seien 14 Prozent aller Gebäude im Gazastreifen. Der saudische König Abdullah kündigte in Kuwait-Stadt an, Saudi-Arabien werde den Wiederaufbau im Gazastreifen mit einer Milliarde Dollar unterstützen.

In den Bemühungen gegen ein Wiederaufflammen der Gewalt in Gaza will Deutschland mit einem Fünf-Stufen-Plan die diplomatische Initiative an sich ziehen. In dem mit Brüssel sowie der tschechischen Ratspräsidentschaft abgestimmten Plan warb Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) für ein gemeinsames Vorgehen der EU. Nach einem Bericht der "Süddeutschen Zeitung" sollen Medikamente, Lebensmittel, Notunterkünfte und Treibstoff finanziert werden. In einem nächsten Schritt sollen Aktivitäten gegen den Waffenschmuggel unterstützt werden. Eine Delegation von fünf deutschen Experten soll in Kürze nach Ägypten reisen und sondieren, wie das Land beim Kampf gegen den Transport von Waffen durch das Tunnelnetz an der Grenze zu Gaza unterstützt werden kann.