Was wird sie tragen? Zwar ist noch nicht bekannt, für welche Garderobe sich Michelle Obama bei der Amtsübernahme ihres Mannes am Dienstag entschieden hat - dennoch sind Amerikas Lifestyle-Redaktionen und Modemacher seit Wochen wie im Fieber.

Laut Obamas Sprecherin Katie McCormick Lelyveld stand diese Frage nicht obenan auf der Prioritätenliste der künftigen First Lady. Dennoch fiebern Amerikas Lifestyle-Redaktionen und Modemacher seit Wochen: Welcher Designer/welche Designerin wird wohl das Rennen machen? Wer kleidet Michelle Obama ein für die offizielle Ehrenfeier, den Inauguration Ball?

"Das wäre der Traum eines jeden", schwärmte der New Yorker Modeschöpfer Marc Bouwer. Er und seine Kollegen/innen überbieten sich mit Entwürfen für das Ballkleid der Saison. Zu den Favoritinnen gehört an erster Stelle die Chicagoer Designerin Maria Pinto (51), die schon im Wahlkampf für einige Hingucker sorgte. Pinto entwarf das ärmellose violette Etuikleid, das Michelle mit einem schicken Gürtel von Azzedine Alaia im Juni zur Obamas Kandidaten-Nominierung in St. Paul trug, oder das türkisgrüne Kleid mit V-Ausschnitt bei ihrer Rede auf dem Parteitag der Demokraten.

Mit weiteren Hinguckern im Obama-Wahlkampf empfahlen sich die Designer Thakoon Panichgul, Jason Wu und Isabel Toledo. Weniger gut stehen die Chancen für Naciso Rodriguez, dessen schwarz-rot gemustertes Kleid für die Wahlnacht in der Öffentlichkeit durchfiel: Sie sehe darin aus wie eine Lavalampe, befanden Designer und Blogger einhellig. "Time Magazine", "People", "View" und "Washington Post" widmen dem First-Lady-Stil in aktuellen Ausgabe kompakte Aufmerksamkeit. Es ist, also atme Washington modisch auf. Nach der Kennedy-Ära wurden Mode-Highlights immer seltener. Während die Reagans immerhin noch extravaganten Hollywood-Glamour ins Weiße Haus mitbrachten, wurde Hillary Clinton berühmt für die neue Sachlichkeit ihrer Hosenanzüge, Laura Bush bevorzugte konservative Kostüme. Jetzt bringe "Michelle Obama "einen Stil nach Washington, der klarer und identifizierbarer ist als bei jeder anderen First Lady jüngster Zeit", so "Time".

"Ihre Handschrift sind minimalistische Kleider, ausgesuchter Schmuck, sie zeigt Bein und Arm, sie wandert zwischen 1000-Dollar-Designermode bis zu Massenmarken wie Gap oder H&M, sie shoppt in Chicagos exklusiver North Rush Street und bestellt ebenso in Internet-Shops", schreibt Robin Givhan, als Moderedakteurin der "Washington Post" eine anerkannte Trend-Expertin in der US-Hauptstadt. "Sie hat keine Angst vor starken Farben, was für ihr Selbstbewusstsein spricht", so Kate Betts im "Time Magazine". Mrs. Obamas Stil könne "jede moderne Amerikanerin zustimmen", so Heather Wood Rudulph in der "Huffington Post".

Bei Obama werde die Mode "realistisch", findet Designerin Maria Pinto selbst: "Ihr Stil ist durchdacht, aber nicht gekünstelt, sondern ein natürlicher Prozess bei ihr. Nach meiner Kenntnis hat sie gar keinen Stylisten." Designer Panichgul sieht in Obama eine wohltuende Abkehr vom "Celebrity-Style, der so falsch ist".

Wie schnell Michelle Obama schon den Mode-Ton angibt, zeigte sich bereits. Kaum war sie in "The View" in einem Sommerkleid von Donna Rico (148 US-Dollar) zu sehen, war das Kleid binnen Tagen ausverkauft. Nach ihrem Auftritt in der Jay-Leno-Show in einem Kleid von "J.Crew" richtete das Modehaus auf seiner Website extra eine Suchfunktion für Michelle-Obama-Mode ein unter dem Titel "This outfit gets your vote" (Diese Sachen bekommen Ihre Stimme). Bei der Inauguration aber wollen die Amerikanerinnen ihre neue First Lady offenbar konservativer einkleiden, als sie es selbst täte. Die "Washington Post" startete unter ihren Leser/innen einen Entwürfe-Wettbewerb für das Ballkleid der 44-jährigen, athletischen Anwältin. Heraus kam aber "eine signifikante Zahl von Einsendungen, in denen sie wirkt wie eine 70-jährige Brautmutter der 70er Jahre", resümiert das Blatt jetzt.

Viele Leserinnen hätten für bieder-respektable, kaftanartige Gewänder plädiert, andere für patriotische Roben in den Nationalfarben Rot, Blau, Weiß. Der Gewinnerentwurf würde immerhin Michelle Obamas Figur schmeicheln: ein ärmelloses bodenlanges Kleid aus fließendem waldgrünen Stoff, kombiniert mit taubengrauem Cape.