Sie sind das markanteste optische Phänomen des Gaza-Krieges: die schirmförmig über dem Ziel ausstrahlenden Explosionswolken israelischer Granaten.

Hamburg/Jerusalem. Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch hat der israelischen Armee vorgeworfen, Phosphorbomben über Wohngebieten einzusetzen. Noch vor einer Woche hatte ein israelischer Militärsprecher erklärt, er könne versichern, dass weißer Phosphor absolut nicht eingesetzt werde. Doch inzwischen klingen die Erklärungen israelischer Offizieller schon deutlich anders: Wie der US-Sender CNN meldete, hieß es nun aus Jerusalem, Israel pflege die eingesetzten Munitionstypen nicht zu spezifizieren. Doch sei der Einsatz jeglicher Munition im Einklang mit dem internationalen Recht.

Das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) erklärte, Israel setze sehr wohl Phosphorgranaten im Gazastreifen ein, doch habe man keinen Hinweis darauf, dass dies auf illegale Weise geschehe. Damit ist folgendes gemeint: Der Einsatz von Phosphor im Allgemeinen ist nicht verboten, wohl aber gegen Zivilpersonen. Weißer Phosphor ist die aggressivste Modifikation, die sich bei Kontakt mit Sauerstoff von selber entzündet. Die 1300 Grad heiße Flamme brennt bei Hautkontakt bis auf die Knochen durch und ist mit Wasser nicht zu löschen. Es entstehen grauenhafte Verbrennungen. Zudem sind die Dämpfe in starker Konzentration tödlich. Phosphorgranaten gelten dennoch nicht als chemische Waffen.

Israel nutzt die Eigenschaft des weißen Phosphors, mit greller Flamme und erheblicher Rauchentwicklung zu brennen. Tagsüber dienen die Phosphorgranaten, um vorrückenden Truppen Sichtschutz zu geben, des Nachts zur Beleuchtung des Gefechtsfeldes. Auch die US-Truppen im Irak legten mit diesen Granaten Nebelwände vor ihre Truppen, trieben damit aber auch Rebellen aus ihren Stellungen, als sie auf die Stadt Falludscha vorrückten.

Der IKRK-Waffenexperten Peter Herby sagte der "Jerusalem Post", militärisch gesehen sei es keineswegs ungewöhnlich, weißen Phosphor zu Beleuchtung oder Tarnung einzusetzen. Und es gebe keinen Hinweis darauf, dass Israel das Element in "fragwürdiger Weise" einsetze.