Sein Ziel hatte der Schuhwerfer von Bagdad zwar verfehlt, doch in den Augen der Iraker hat er den im Irak verhassten George W. Bush schwer gedemütigt. So wurde der irakische TV-Journalist Muntaser al-Saidi zum Helden des Widerstands – und muss nun für drei Jahre ins Gefängnis. Bilder von der Schuh-Attacke. Ein Schuh geht um die Welt.

Bagdad. Wegen seiner spektakulären Schuhattacke gegen Ex-US-Präsident George W. Bush ist der irakische Fernsehjournalist Muntaser al-Saidi zu drei Jahren Gefängnis verurteilt worden. Das verkündete gestern ein Gericht in Bagdad, das Saidi eine "Aggression gegen den Präsidenten eines ausländischen Staates" vorwirft.

Saidi hatte zuvor auf nicht schuldig plädiert. Zu Prozessbeginn vor drei Wochen hatte Saidi mit Blick auf Bush gesagt, beim Anblick des "Verantwortlichen für die im Irak begangenen Verbrechen" habe er die Kontrolle verloren. Mit einem "eisigen Lächeln" im Gesicht habe sich Bush mit dem irakischen Ministerpräsidenten Nuri al-Maliki der Presse präsentiert. "Was mich angetrieben hat, war die Demütigung des Iraks durch die US-Besatzung und die Ermordung unschuldiger Menschen", sagte der für den privaten Fernsehsender Al Bagdadia arbeitende Saidi. "Ich wollte den Stolz der Iraker auf jede nur mögliche Weise wiederherstellen, abgesehen vom Einsatz von Waffen", sagte der 30-Jährige, der von den Zuschauern im Gericht mit Beifall empfangen worden war. "Ich war vom Zorn überwältigt", erinnerte sich der Angeklagte, der seit dem 14. Dezember im Gefängnis sitzt. "Ich habe nur noch ihn gesehen." Er habe seinen ersten Schuh geworfen, ohne zu treffen, dann habe er den zweiten geworfen. Das Gericht sah darin dennoch keine Kurzschlusshandlung, sondern eine "vorsätzliche Aggression". Richter Abdel Amir al-Rubaie ließ auch Saidis Argument nicht gelten, dass es sich nicht um einen Staatsbesuch gehandelt habe. Bush sei zu einem "offiziellen Besuch" im Irak gewesen.

Saidi hatte bei einem Besuch des damaligen US-Präsidenten Bush Mitte Dezember in Bagdad auf einer Pressekonferenz seine Schuhe in dessen Richtung geworfen und dabei gerufen: "Dies ist dein Abschiedskuss, du Hund!" Bush konnte sich wegducken und wurde nicht getroffen. Der US-Präsident witzelte später, bei dem Angriffsobjekt habe es sich "um Herrenschuhe der Größe zehn gehandelt" war der europäischen Größe 43 bis 44 entspricht.

In der arabischen Welt wurde Saidis Aktion bejubelt. Allein jemandem die Schuhsohle hinhalten gilt als eine der schlimmstmöglichen Beleidigungen: Siehe, du bist noch niedriger als meine Sohlen, die immer im Dreck sind! Der Schuh ist ein unreines Kleidungsstück, er wird vor der Moschee abgelegt. Wer seine Abscheu ausdrücken will, der schlägt den Gegner oder auch nur dessen Bild mit den Sohlen seiner staubigen Schuhe. So wurde der Schuh über Nacht zum Symbol für den Hass der Iraker auf die Amerikaner und auf Bush.

Saidis Chefanwalt Dhiaa al-Saadi nannte das Urteil unangemessen und rechtswidrig. Die Verteidigung werde in die Revision gehen. Saidas Schwester brach in Tränen, beschimpfte Ministerpräsident Nuri al-Maliki als Agenten der USA und forderte dessen Sturz..