Bisher sei Deutschland “mit einem blauen Auge davongekommen“, aber “Gottes Strafe“ drohe dennoch.

Hamburg. Die deutsche Propagandaoffensive des Terrornetzwerks al-Qaida ist seit gestern um einen Beitrag verstärkt. Der aus Bonn stammende Islamist Bekkay Harrach, genannt "Abu Talha der Deutsche", von dem bereits Mitte Januar ein deutschsprachiges Drohvideo im Internet aufgetaucht war, hat sich wieder zu Wort gemeldet. Gestern Morgen tauchte seine Botschaft "Der Islam und die Finanzkrise" auf. Diesmal allerdings ist nur die Stimme Harrachs vor seinem Standbild zu hören. Zu sehen sind arabische Untertitel.

Im Video hatte er zuvor über "Das Rettungspaket für Deutschland" gesprochen. Eine dritte Rede wird nach Informationen von "Spiegel Online" bereits am Ende des Tonbands von Harrach angekündigt. Das Bundeskriminalamt (BKA) bestätigte lediglich, dass die Botschaft bekannt sei und geprüft werde.

Harrach ist derzeit der vielleicht einflussreichste und damit möglicherweise auch gefährlichste deutsche Islamist. Die Sicherheitsbehörden trauen ihm Kontakte bis in die oberste Führungsspitze von al-Qaida zu. Das Drohvideo und auch die Audiobotschaft sind von "al-Sahab" herausgegeben, der Medienabteilung von al-Qaida. Das Video wurde bereits von Analysten als al-Qaidas "bedeutendste Botschaft an Deutschland" gewertet.

Das wird durch die neue Audiobotschaft verstärkt. Darin soll es zwar keine expliziten Drohungen von Terroranschlägen geben, wohl aber sagt Harrach laut "Spiegel Online": "Deutschland ist mit einem blauen Auge davongekommen, da es nicht mit so viel Blut befleckt ist." Halte Deutschland sich künftig aber nicht "vom Übel und den Verbrechern" fern, werde es nicht verschont bleiben von Gottes Strafe. Grundsätzlich aber gebe es kein Interesse an einem "Konflikt" mit Deutschland.

Genau 44:13 Minuten spricht Harrach - offenbar ähnlich wirr wie schon auf dem Video - über die Finanzkrise als göttliche Strafe. Auf dem Video hatte er noch deutlicher gedroht: "Unsere Atombombe ist die Autobombe", und es sei sein Wunsch, sich für Allah in Deutschland in die Luft zu sprengen. Harrach berichtet darin auch ausführlich - und in fast akzentfreiem Deutsch - von einem Treffen mit Verfassungsschutzbeamten, die ihn anwerben wollten. Harrach galt schon in der Bonner Islamistenszene als zentrale Figur. 2007 konnte er dennoch Richtung Pakistan ausreisen. Wegen des Videos hatte die Bundesanwaltschaft ein Ermittlungsverfahren wegen des Verdachts der Mitgliedschaft in einer ausländischen terroristischen Vereinigung gegen den 32-Jährigen eingeleitet.

Harrachs Tonband ist inzwischen die fünfte Botschaft islamistischer Terroristen mit deutschem Bezug, die in diesem Jahr aufgetaucht ist. Zwei von ihnen haben einen Bezug zu usbekischen Islamisten, die verstärkt Deutsche für ihren sogenannten Heiligen Krieg anwerben. Experten halten die bisher nicht gekannte Flut der Botschaften für den Aufbau einer Drohkulisse in Deutschland im Superwahljahr. In Spanien waren vor den Parlamentswahlen 2003 Anschläge auf Vorortzüge verübt worden, bei denen 190 Menschen starben. Dass die islamistischen Terroristen den Ausgang der Wahl mit Anschlägen zu beeinflussen versuchen, halten die Sicherheitsbehörden auch in Deutschland für möglich.