Die Weiten des Atlantiks sind nicht genug: Irgendwo in den Tiefen des Weltmeeres zwischen Europa und Amerika sind zwei mit Atomraketen bewaffnete...

London/Paris. Die Weiten des Atlantiks sind nicht genug: Irgendwo in den Tiefen des Weltmeeres zwischen Europa und Amerika sind zwei mit Atomraketen bewaffnete U-Boote aus Großbritannien und Frankreich zusammengestoßen. Der Chef der britischen Marine, Admiral Jonathon Band, bestätigte gestern Zeitungsberichte von einer Kollision vor einigen Tagen. Die Boote seien auf getrennten Patrouillen unterwegs gewesen, Schäden an den Waffensystemen seien nicht entstanden. Das französische Verteidigungsministerium bestätigte eine Kollision des U-Boots "Le Triomphant". Es wird wie das britische Boot, die "HMS Vanguard", mit Atomkraft angetrieben.

"Die atomare Sicherheit war nicht beeinträchtigt", erklärte Admiral Band. "Die U-Boote kamen bei sehr niedrigen Geschwindigkeiten in Kontakt." Es habe keine Verletzten gegeben.

In Paris hieß es, es seien Schäden an dem Teil des französischen Bootes entstanden, in dem die Sonaranlagen untergebracht sind. Die "Triomphant" sei aus eigener Kraft zu dem Stützpunkt bei L'Ile Longue bei Brest zurückgekehrt. Die britische Marine teilte mit, die "Vanguard" sei mittlerweile wieder in ihrem Heimathafen Faslane in Westschottland. Am Rumpf des U-Boots seien Beulen und Schrammen sichtbar. Weder Frankreich noch Großbritannien nahmen zu Medienberichten Stellung, die Boote seien schwer beschädigt worden.

Britische Zeitungen hatten zuerst von dem Vorfall berichtet.

"Die Chance ist eins zu einer Million, dass sich so etwas ereignet", sagte Hannes Ewerth, ehemaliger Kommandeur der deutschen U-Boot-Flottille, dem Abendblatt. "Aber es kann passieren, da sich U-Boote auf Patrouillenfahrt möglichst lautlos fortbewegen."

Um zu wissen, wo und in welcher Tiefe sich U-Boote befinden, hat die Nato ein sogenanntes "Waterspace Management". Dort soll die Marine eines Nato-Landes anmelden, wenn ein U-Boot auf Übung geht. "Dem U-Boot wird ein entsprechendes Seegebiet zugewiesen", sagte Ewerth. "Das ist wie in der Luftfahrt, wo es Korridore gibt."

Ist also einfach übersehen worden, dass zwei Boote in einem Bereich unterwegs waren? Ex-Offizier Ewerth kann sich auch vorstellen, dass die Franzosen ihre Übungsfahrt nicht angemeldet haben. "Frankreich ist zwar Nato-Mitglied, aber militärisch nicht integriert", sagte der Kieler U-Boot-Experte dem Abendblatt.

Atomwaffen-Gegner in beiden Ländern sprachen von einem "atomaren Albtraum" und dem schwersten Vorfall auf einem Atom-U-Boot seit dem Untergang der russischen "Kursk" 2000.