Nach dem Eklat auf dem Weltwirtschaftsforum in Davos ist der türkische Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan von Tausenden Anhängern begeistert in Istanbul empfangen worden. Erdogan war am Vorabend wütend aus Davos abgereist, nachdem es während einer Podiumsdiskussion über den Krieg im Gazastreifen zu einem hitzigen Wortgefecht gekommen war. Bilder aus Davos.

Istanbul. Nach dem Eklat auf dem Weltwirtschaftsforum in Davos ist der türkische Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan von Tausenden Anhängern begeistert in Istanbul empfangen worden. Erdogan war am Vorabend wütend aus Davos abgereist, nachdem es während einer Podiumsdiskussion über den Krieg im Gazastreifen zu einem hitzigen Wortgefecht mit dem israelischen Staatspräsidenten Schimon Peres gekommen war.

Erdogan verließ den Saal mit den Worten "Ich werde nicht mehr nach Davos kommen." Bei der Landung in Istanbul wurde Erdogan von etwa 5000 Menschen erwartet, die türkische und palästinensische Flaggen schwenkten. Nach Medienberichten wurden eigens Busse gechartert, die Demonstranten zum Flughafen brachten.

Peres hatte in der Diskussionrunde die israelische Offensive im Gazastreifen nachdrücklich verteidigt und dabei auch mehrmals Erdogan direkt angesprochen. Der türkische Regierungschef bat den Moderator, "Washington Post"-Kolumnist David Ignatius, noch einmal das Wort ergreifen zu dürfen, und dieser antwortete angesichts der fortgeschrittenen Zeit: "Nur eine Minute." An Peres gewandt, sagte Erdogan: "Sie töten Menschen." Als Erdogan noch längere Ausführungen machen wollte und dies der Moderator nicht zuließ, sagte er erzürnt: "Unterbrechen Sie mich nicht", und fügte hinzu: "Ich werde nicht mehr Davos kommen."

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Später betonte Erdogan, er sei nicht wegen des Streits mit Peres so erzürnt gewesen, sondern weil er nicht ausreichend Gelegenheit gehabt habe, auf die Äußerungen des israelischen Staatschefs einzugehen. "Ich greife in keinster Weise die israelische Bevölkerung, Präsident Peres oder das jüdische Volk an", sagte er auf einer Pressekonferenz.

Peres rief Erdogan noch in der Nacht an und äußerte sein Bedauern, wie Erdogan sagte. Die israelische Tageszeitung "Haaretz" zitierte Peres mit den Worten: "Freunde können sich manchmal streiten." "Ich habe stets großen Respekt für die Türkische Republik und für Sie als ihren Ministerpräsidenten empfunden", wurde Peres weiter zitiert. Er betrachte sich weiter als Freund der Türkei und ihres Regierungschefs, soll Israels Staatsoberhaupt betont haben.

Der Generalsekretär der Arabischen Liga, Amr Mussa, der ebenfalls an der Diskussionsrunde teilgenommen hatte, zeigte Verständnis für Erdogans Verhalten. Er habe "gesagt, was er zu sagen hatte, und ist dann gegangen. Das ist alles. Er hatte Recht."