Massenprotest gegen den Präsidenten: Weil sie mit der Wirtschafts- und Sozialpolitik von Nicolas Sarkozy nicht einverstanden sind, haben Hunderttausende Franzosen weite Teile des öffentlichen Lebens lahmgelegt oder sind nicht zur Arbeit erschienen.

Paris. In Schulen fiel der Unterricht aus, U-Bahnen, Busse und Züge verkehrten unregelmäßig oder gar nicht. Arbeitsniederlegungen gab es bei der Post, in Behörden, im Rundfunk und in Theatern. Die französischen Medien sprachen von einem "schwarzen Donnerstag".

Die Gewerkschaften wollen mit dem landesweiten Aktionstag vor allem die ihrer Ansicht nach einseitige Unterstützung von Banken und Industrie durch das staatliche Konjunkturprogramm anprangern. "Wir fordern einen zweiten Konjunkturplan, der diesmal auf die Kaufkraft zielt", erklärte der Chef der Gewerkschaft CFDT, François Cherèque. Außerdem wollen die Gewerkschaften die Stärkung der 35-Stunden-Woche und Arbeitsplatzgarantien in Unternehmen, die Staatshilfe erhalten. Die Regierung bekräftigte, sie werde an ihrem Reformkurs festhalten.

Die Kosten des Streiktags wurden auf 300 bis 400 Millionen Euro geschätzt. Nach Umfrageergebnissen unterstützen rund 70 Prozent der Franzosen die Proteste. Die Proteste sollten die größten seit dem Amtsantritt des Präsidenten im Mai 2007 sein.

Das große Verkehrschaos in der Metropole Paris blieb allerdings aus. Wer konnte, nahm einen freien Tag. Am Vormittag fuhren bis zu 85 Prozent der Pariser Metros, deutlich mehr als erwartet. Dafür wurde auf den zentralen S-Bahn-Linien nicht einmal der gesetzlich vorgeschriebene Notdienst gesichert. Mehr als 60 Prozent der Regionalzüge und 4 von 10 Hochgeschwindigkeitszügen fielen aus. Der Verkehr nach Deutschland lief zunächst normal.

Auf dem größten Pariser Flughafen Charles de Gaulle konnten knapp 80 Prozent aller Maschinen wie geplant starten und landen. In Paris-Orly waren es rund 65 Prozent. Die Fluggesellschaft Air France strich rund 20 Prozent ihrer Flüge.