Angst vor Belagerung durch die Alliierten unter US-Führung treibt die Menschen an. Der Flughafen der irakischen Hauptstadt ist unter Kontrolle der Alliierten

Bagdad. Nach der Übernahme des Bagdader Flughafens durch die Alliierten haben tausende Einwohner aus Angst vor einer drohenden Belagerung die Flucht ergriffen. Augenzeugen berichteten von kilometerlangen Autoschlangen in Richtung Norden. Die amerikanischen Invasionstruppen durchsuchten derweil die unterirdischen Gänge des Flughafengeländes nach etwaigen irakischen Soldaten. Staatschef Saddam Hussein rief sein Volk in einer am Freitag ausgestrahlten Fernsehansprache abermals zum Widerstand auf. Unklar war indes, zu welchem Zeitpunkt die Bilder aufgezeichnet worden waren. US-Geheimdienste gehen inzwischen davon aus, dass der irakische Staatschef die bisherigen Angriffe auf Bagdad aus der Luft überlebt haben dürfte. Der amerikanische Brigadegeneral Vincent Brooks bezeichnete die Eroberung des Flughafens als Meilenstein auf dem Weg für eine neue Zukunft Iraks. Der bisherige "Saddam International Airport" wurde umgehend in "Bagdad International Airport" umbenannt. Die Invasionstruppen setzten sich anschließend vor den Toren Bagdads fest. Aus US-Militärkreisen verlautete, die Hauptstadt solle nicht schnell erstürmt, sondern von der Außenwelt abgeschnitten werden. Der Bevölkerung solle die Botschaft vermittelt werden, sich gegen das Regime zu erheben. In den letzten Stunden ihres Vormarschs waren die US-Truppen noch auf vereinzelten Widerstand gestoßen. Rund 2500 Soldaten der Republikanischen Garde sollen sich zwischen Kut und Bagdad ergeben haben. Die Hauptstadt war am Freitag ohne Strom- und Wasserversorgung. Die Ursache dafür war unklar, da die Luftangriffe in der Nacht zuvor nach US-Angaben nur auf militärische Ziele gerichtet waren. Der irakische Informationsminister Mohammed el Sahhaf erklärte, der Widerstand am Flughafen halte an. Der Airport werde zum Friedhof für die Truppen der Kriegsallianz. Zugleich kündigte er weitere Selbstmordanschläge gegen die Alliierten an. Am Donnerstag waren bei der Explosion eines Autos an einem Kontrollpunkt nordwestlich von Bagdad drei Soldaten, eine schwangere Frau und der Fahrer getötet worden. Es handelte sich nach US-Angaben um das zweite Selbstmordattentat seit Kriegsbeginn. Verdächtiges Pulver entdeckt In einem Industriebetrieb südlich von Bagdad entdeckten US-Truppen tausende Kisten mit einem Pulver, bei dem es sich vermutlich um Sprengstoff handelte, sowie Dokumente über chemische Waffen. Auch das Nervengas-Gegenmittel Atropin sei entdeckt worden, sagte ein US-Oberst. Südöstlich von Bagdad kamen in der Stadt Kut zwei US-Soldaten bei heftigen Kämpfen ums Leben. Ein weiterer Soldat wurde versehentlich von Kameraden erschossen, die ihn für einen Iraker gehalten hatten. Die Zahl der in Kut getöteten Iraker gaben die US-Streitkräfte mit 80 an. Dem jüngsten Irak-Krieg fiel auch der erste amerikanische Journalist zum Opfer, der auch für die "Washington Post" im Einsatz war. Zu Beratungen über den Golfkrieg wollen sich US-Präsident George W. Bush und der britische Premierminister Tony Blair kommende in der Nähe von Belfast treffen. Dabei sollen auch der Nordirland-Konflikt sowie die Lage im Nahen Osten zur Sprache kommen.