Hamburg. Die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) in Wien - zuständig für die Waffeninspektionen im Irak - hat die Ausführungen von US-Außenminister Colin Powell vor dem UNO-Sicherheitsrat "mit Interesse verfolgt". IAEA-Sprecherin Melissa Fleming sagte dem Abendblatt, die UNO-Behörde werden die Informationen nun in ihre laufenden Operationen aufnehmen. Allerdings machte Fleming deutlich, dass die von Powell zum Bereich Atomwaffen vorgetragenen Erkenntnisse der Behörde bekannt waren. "Es gab darin keinerlei Überraschung für uns", sagte sie. Dass das Regime in Bagdad etwa mehrfach versucht habe, im Ausland Aluminiumröhren zu bestellen, die für Zentrifugen zur Anreicherung von Uran gedacht waren, habe die IAEA gewusst. "All dem gehen wir natürlich seit einiger Zeit nach", sagte Fleming. Um jedoch die Frage schlussendlich zu beantworten, ob der Irak sein Atomprogramm wieder gestartet hat, benötigten die Waffeninspektoren mehr Zeit. "Etwa drei bis vier Monate sind dafür noch nötig." Wie lange die Inspektoren im Irak allerdings noch nach versteckten Massenvernichtungswaffen suchen können, hänge nicht von der IAEA ab, sondern liege einzig und allein daran, wie der Sicherheitsrat die Lage bewerte. IAEA-Direktor Mohammed el-Baradei erklärte, Krieg könne nach wie vor verhindert werden. Allerdings müsste sich dafür das Regime im Irak deutlich kooperativer Verhalten. Und auch er fordert mehr Zeit für Inspektionen. El-Baradei sowie Chef-Inspekteur Hans Blix befinden sich gerade wieder auf dem Weg nach Bagdad, um dem Regime diese Haltung erneut klar zu machen. "Die Inspektoren haben ihr Potenzial noch lange nicht ausgeschöpft", sagte Fleming. "Sie arbeiten ohne Pause." Die Sprecherin verspricht sich auch neue Erkenntnisse aus Berichten, die die IAEA seit Anfang des Jahres von Geheimdiensten erhält - US-Dossiers seien auch dabei. "Wir werden aber von den USA noch mehr Material bekommen."