Lässt sich die Strategie für den Einsatz nicht mehr umsetzen? Der schwere Angriff auf eine Hochzeitsgesellschaft hatte politische Hintergründe.

Brüssel/Kabul. Der deutsche Verteidigungsminister Thomas de Maizière (CDU) hat die USA vor einem zu schnellen und zu umfassenden Abzug von Soldaten aus Afghanistan gewarnt. Zugleich bekräftigte er in Brüssel, es bleibe dabei, „dass wir bis 2014 den bisherigen Kampfeinsatz in Afghanistan beenden wollen“. Die US-Regierung habe im vergangenen Jahr 30.000 zusätzliche Soldaten nach Afghanistan geschickt und mehr als 100.000 Soldaten am Hindukusch, sagte de Maizière. In diesem Sommer wolle sie „ein paar Soldaten“ zurückziehen. „Dafür haben wir großes Verständnis.“ De Maizière fügte jedoch hinzu: „Wir haben aber ein bisschen die Sorge, dass – wenn es zu viel wird – sich dann auch die Strategie (für den Abzug) nicht so umsetzen lässt wie besprochen. Und da setzen wir auf einen maßvollen Schritt des amerikanischen Präsidenten.“

Der Minister sagte, „Ende des Jahres, Anfang nächsten Jahres“ solle im Zusammenhang mit dem dann auslaufenden Mandat des Bundestages für den Einsatz der augenblicklich rund 5000 Bundeswehrsoldaten der Abzug beginnen. „Allerdings immer unter Beurteilung der dann jeweils entstehenden Lage.“

Bei einem Überfall in Afghanistan sind in der Nacht zum Donnerstag neun Menschen getötet worden. Unbekannte eröffneten in der östlichen Provinz Nangarhar das Feuer auf eine Hochzeitsgesellschaft, wie ein Sprecher der Behörden mitteilte. Bei einem Bombenanschlag im Süden des Landes wurde ein Nato-Soldat getötet. Nähere Angaben zu dem Vorfall machte das Militärbündnis zunächst nicht.

Bei dem Überfall in der Provinz Nangarhar gab es nach Angaben der Behörden Hinweise für politische Motive. Der Bräutigam sei mit dem Verwaltungschef der entlegenen Region Dur Baba verwandt gewesen. Außerdem hätten die Angreifer zunächst einen der Hochzeitsgäste festgehalten und ihm Spionage für die USA vorgeworfen. Unter den Toten waren den Angaben zufolge der Bräutigam, sein Vater und einer seiner Brüder. Bei dem Überfall sei auch ein Haus und ein Auto in Brand gesetzt worden. Zu dem Angriff bekannte sich zunächst niemand.

Allein im vergangenen Jahr sind fast 2800 Zivilisten in Afghanistan getötet worden, 15 Prozent mehr als im Vorjahr. Die Taliban töten regelmäßig sowohl Vertreter des Staates als auch Zivilisten, die aus ihrer Sicht für die Regierung oder die Nato-Schutztruppe arbeiten. (dpa/dapd)