Bei einem Protestzug durch Bangkok hielten Demonstranten Plakate mit Aufschriften wie „Junta Raus“ und „Beendet den Putsch“ hoch. Viele Passanten applaudierten. Die Militärs haben ein Demonstrationsverbot verhängt und mehrere Protestler abgeführt.

Bangkok. Gegen den Militärputsch in Thailand haben trotz eines Versammlungsverbot mehr als eintausend Menschen protestiert. Die Demonstranten versammelten sich am Sonntag in der Hauptstadt Bangkok und skandierten „Haut ab“. Am Sonnabend hatte die Militärführung den Senat aufgelöst und Armeechef Prayut Chan-o-Cha damit auch die gesetzgeberische Gewalt übertragen. Die abgesetzte Regierungschefin Yingluck Shinawatra und andere führende Politiker sind in Haft.

Bei ihrem Protestzug durch die Hauptstadt hielten die Demonstranten Plakate, auf denen stand „Junta Raus“ und „Beendet den Putsch“. Viele Passanten applaudierten. In einem Einkaufsviertel in Stadtzentrum hatten Soldaten zuvor eine kleinere Demonstration aufgelöst, es kam vereinzelt zu Zusammenstößen. Mindestens zwei Demonstranten wurden abgeführt, wie Augenzeugen berichteten. Einer von ihnen blutete.

Nach monatelangen politischen Unruhen hatte die thailändische Armee am Dienstag das Kriegsrecht verhängt und zwei Tage später die Macht im Land übernommen. Die Verfassung wurde außer Kraft gesetzt, Armeechef Prayut erklärte sich selbst zum neuen Regierungschef. Um weitere Unruhen und Proteste zu ersticken, wurden ein nächtliches Ausgehverbot und ein Demonstrationsverbot verhängt. Armeesprecher Winthai Suvaree bat seine Landsleute noch am Sonntagmorgen, auf Proteste zu verzichten, weil die Demokratie „nicht wie gewohnt“ funktioniere.

Am Freitag mussten sich Yingluck und weitere führende Politiker aus Regierung und Opposition dem Militär stellen und wurden in Gewahrsam genommen. Sie sollen bis zu eine Woche lang festgehalten werden, wie Armeesprecher Winthai am Sonnabend verkündete. Wo Yingluck festgehalten wurde, war unklar. Nach Angaben aus Armeekreisen befand sie sich in einer Kaserne in Bangkok.

Die Auflösung des Senats verkündete die Militärführung am Sonnabend im Fernsehen. Für alle Gesetze, für die sonst die Zustimmung des Parlaments notwendig ist, sei nun der Armeechef zuständig, hieß es. Das Repräsentantenhaus ist bereits seit Dezember aufgelöst. Die vorgezogene Neuwahl im Februar, mit denen eine monatelange Krise entschärft werden sollte, wurde von der Opposition boykottiert und später von der Justiz annulliert.

Armeechef Prayut informierte am Wochenende auch König Bhumibol über den Putsch, wie die Armee im Fernsehen bekanntgab. Das Königshaus habe geantwortet, dass der König den Brief zur Kenntnis genommen habe. Der 86-jährige Bhumibol gilt im politisch zerstrittenen Thailand als einigende Kraft und wird von vielen Thailändern zutiefst verehrt. Zu dem Putsch äußerte er sich bislang noch nicht. In der Vergangenheit hatte das Militär nach einem Umsturz stets seine Zustimmung eingeholt.

In den vergangenen gut 80 Jahren putschte die thailändische Armee nun bereits 19 Mal – oder versuchte es zumindest. Der Westen verurteilte den Putsch einhellig. Die US-Regierung setzte Militärhilfen in Höhe von 3,5 Millionen Dollar (rund 2,6 Millionen Euro) aus und brach eine gemeinsame Militärübung mit ihrem ältesten Verbündeten in der Region ab. Auch seien geplante Besuche von Militärvertretern aus Thailand in den USA abgesagt worden, teilte das Verteidigungsministerium in Washington mit.