Schach verkehrt herum: Altkanzler Helmut Schmidt und dessen Wunsch-Kanzlerkandidat Peer Steinbrück (SPD) haben ein Schwarz-Weiß-Problem.

Hamburg. Dass die Welt in Unordnung geraten ist, schwante uns seit Langem. Nun liegt der Beweis vor, schwarz auf weiß, viel schlimmer noch: Schwarz ist nun Weiß, und Weiß ist Schwarz. Und das alles auf dem Deckel des Buches von Helmut Schmidt und Peer Steinbrück, die uns für 24,99 Euro auf 320 Seiten diese hässliche neue Welt "Zug um Zug" erklären wollen. Der Verlag Hoffmann und Campe hat dafür ein wenig Mühe gescheut und die Vordenker beim Schach fotografieren lassen; eine naheliegende Idee, aber wie vieles in unserer Zeit, siehe Euro-Rettung, handwerklich schlecht ausgeführt.

Früher, als die Welt noch in Ordnung war, haben sich Agenturen bei derartigen Shootings Experten zur Seite geholt. Links außen, Schachspieler nennen diese Quadrate bei Weiß a1 und bei Schwarz h8, sind die Felder schwarz und eben nicht weiß. In der Ausgangsstellung steht auf diesen Koordinaten ein Turm. Schmidt und Steinbrück allerdings, das haben beide zuletzt wiederholt betont, halten von der herkömmlichen Farbenlehre ohnehin wenig, der politischen insbesondere. Und Schach spielen lässt es sich schließlich auch, wenn das Brett um 90 Grad gedreht ist. Wobei das Foto , gestern im Abendblatt abgedruckt, den Verdacht zulässt, dass eine weitere Regel gebeugt wurde. Die lange Rochade, König zwei Felder nach links, Turm über ihn hinweg, scheint bei Weiß nach links verrutscht. Oder verkennen wir in diesem anarchischen Manöver den symbolischen Annäherungsversuch Steinbrücks an seine parteiinternen Kritiker, die genau dort verortet sein sollen?

+++ Schmidteinander: Peer Steinbrück und der Altkanzler +++

+++Schmidt: "Der nächste Kanzler muss ein Hamburger sein"+++

+++Helmut Schmidt über den Tod und eigene Ängste+++

Nun wissen wir aus Berichten professioneller Schachspieler, dass es Schmidt und Steinbrück sehr wohl auf den 64 weißen und schwarzen Feldern zu anerkennungswerten Fertigkeiten gebracht haben, dennoch müssen wir vor den Folgen des Farbendrehers warnen. Erinnert sei an die Kollateralschäden, die Loriots Beobachtung "Das Bild hängt schief" auslöste. Damals war es nur ein Wartezimmer, diesmal geht es um die ganze Welt.