„Ich bitte um Respekt für meine Privatsphäre.“ Kohl wirft Autoren von Büchern über seine verstorbene Frau Hannelore und die Familie Lügen vor.

Berlin. Es ist ein ungewöhnlicher Schritt: Seit vielen Wochen schlagen Bücher über die Familie des Altkanzlers Helmut Kohls hohe Wellen – jetzt meldet sich Kohl sogar selbst zu Wort. „Die öffentliche Zurschaustellung und Vermarktung meines Privatlebens durch Dritte empfinde ich als unangemessen“, heißt es in einer in Berlin veröffentlichten Erklärung seines Büros. Die Veröffentlichungen überschritten die Grenzen von Geschmack und Anstand weit und stünden „in wesentlichen Punkten mit der Wahrheit nicht in Einklang“. Am 5. Juli jährt sich der Todestag von Helmut Kohls Frau Hannelore zum zehnten Mal. In Abschiedsbriefen hatte sie ihren Suizid mit einer seltenen, schmerzhaften Lichtallergie begründet. Der Journalist Heribert Schwan, langjähriger naher Begleiter Hannelore Kohls, hat jüngst ein Buch über sie veröffentlicht: „Die Frau an seiner Seite – Leben und Leiden der Hannelore Kohl“ .

Es schildert Hannelore Kohl als eine extrem einsame Frau, die unter vielen Zwängen leidend über Jahre an diesen zugrunde ging. Das Buch hat eine breite Berichterstattung ausgelöst, in der Helmut Kohl als Vater und Ehemann sehr kritisch beleuchtet wurde. Auch das Hamburger Abendblatt hatte über das Buch berichtet und mit dem renommierten Autor Schwan gesprochen . Schwan hatte auch an Helmut Kohls Büchern mitgearbeitet. In der Mitteilung vom Dienstag erklärt Kohl, seit Monaten beschäftigten sich Veröffentlichungen ausführlich mit Angelegenheiten aus seinem Privatleben.

Wörtlich heißt es: „Ich werde mich hierzu öffentlich nicht äußern. Ich bitte um Respekt für meine Privatsphäre und überlasse es der Öffentlichkeit, selbst zu beurteilen, welche Interessen den Publikationen in Wahrheit zugrunde liegen.“ Kohl hat nach Angaben seines Berliner Büros unterdessen seine Teilnahme an einem Gedenkkonzert der ZNS Stiftung zu Ehren seiner verstorbenen Frau Hannelore kommende Woche in Speyer abgesagt

Helmut Kohls jüngerer Sohn Walter hat Anfang des Jahres das Buch „Leben oder gelebt werden“ geschrieben, eine bittere Anklage und Abrechnung mit dem Vater. Auch dieses Buch hat ein anhaltendes öffentliches Echo. Helmut Kohl (CDU) war von 1982 bis 1998 Bundeskanzler. Er lebt heute mit seiner zweiten Frau Maike (die Hochzeit war im Mai 2008) im Ludwigshafener Stadtteil Oggersheim und in Berlin. (abendblatt.de/dpa)