Nato-Jets bombardieren wieder Gaddafis Anwesen. Ein weiterer langjähriger Vertrauter des Diktators soll ins Ausland geflohen sein.

Tripolis/Brüssel. Ist das schon der Marsch auf Tripolis? Die Aufständischen in Libyen haben ihre Angriffe im Westen von Misrata verstärkt. Ihre Verbände seien erneut gegen die Stadt Slitan vorgerückt, die von Truppen des Machthabers Muammar al-Gaddafi gehalten wird, berichtete der Rebellen-Fernsehsender Libya TV. Bei einem Artilleriegefecht waren an dieser Front am Vortag zwei Aufständische getötet und ein weiteres Dutzend verletzt worden. Das bestätigten Krankenhausärzte in Misrata. Gaddafis Truppen beschossen mit ihren Raketen auch die Raffinerie von Misrata. Dabei seien zwei Generatoren schwer beschädigt, aber keine Öllager getroffen worden, berichtete ein dort arbeitender Ingenieur. Slitan liegt 160 Kilometer, Misrata 210 Kilometer östlich der Hauptstadt Tripolis.

Die Nato hat derweil erneut einen Luftangriff auf Tripolis geflogen. Eine graue Rauchsäule stieg in der Nähe eines Militärkomplexes auf. Das Ziel des Angriffs war zunächst unklar. Das Militärbündnis flog wiederholt Angriffe auf den Stützpunkt Bab al-Asisija, wo sich auch ein Anwesen Gaddafis befindet. Dessen Anhänger kommen dort jede Nacht zu Kundgebungen zusammen. Stunden vor dem Angriff hatten sich ausländische Antikriegsaktivisten auf dem Gelände versammelt.

Nach Angaben von zwei Exil-Libyern in Großbritannien hat sich ein weiterer Vertrauter von Machthaber Gaddafi ins Ausland abgesetzt. Sassi Garada, der zu Gaddafis Gefolgsleuten der ersten Stunde zählt, sei am Montag zunächst nach Tunesien geflohen, sagte der Analyst Norman Benotman in London. Der libysche Oppositionelle und Kontaktmann der Übergangsrates, Guma al-Gamati, bestätigte Garadas Flucht. Zunächst hatte es geheißen, Garada sei nach Großbritannien weitergereist, wo er Familienangehörige hat. Benotman erklärte hingegen, Garada halte sich nun in der Schweiz auf. Weder Großbritannien noch die Schweiz bestätigten die Einreise Benotmans.

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Am Wochenende hatten der deutsche Außenminister Guido Westerwelle und Entwicklungsminister Dirk Niebel (beide FDP) den Gegnern des Gaddafi-Regimes die volle deutsche Unterstützung zugesichert. Westerwelle erkannte dabei den Übergangsrat als die Vertretung des libyschen Volkes an. Die Minister waren nach Angaben des Auswärtigen Amtes am Montagmittag in der Stadt Bengasi im Osten des nordafrikanischen Landes eingetroffen. Westerwelle sagte: „Der Nationale Übergangsrat ist der legitime Vertreter des libyschen Volkes.“ Bisher war nur vom Übergangsrat als „einer“ legitimen Vertretung die Rede gewesen. Zudem eröffnete der Minister offiziell das deutsche Verbindungsbüro in der von den Gegnern Gaddafis gehaltenen Stadt. (dpa/dapd/rtr)