Die großen Reiseveranstalter holten rund 5000 Urlauber in Sondermaschinen zurück. Einige hatten von den Unruhen nichts bemerkt.

Berlin. Am Wochenende haben die großen Reiseveranstalter mit einem Kraftakt die rund 5000 deutschen Touristen aus Tunesien, das derzeit von heftigen Unruhen erschüttert wird, sicher nach Hause zurückgebracht. Am Sonntagabend kamen in Deutschland die letzten Sondermaschinen an. „Um 20.22 Uhr ist die Maschine mit 136 Passagieren an Bord gelandet“, sagte Thomas-Cook-Sprecher Mathias Brandes. Nur einige wenige Touristen, die ihren Urlaub nicht abbrechen wollten, blieben in Tunesien zurück, wo es auch am Sonntag zu Schießereien und Ausschreitungen kam.

Thomas Cook, Tui und Rewe Touristik hatten für den Sonntag noch insgesamt sieben Sonderflüge mit deutschen Urlaubern geplant. Thomas Cook – zu dem auch die Marken Neckermann, Bucher Last Minute und Air Marin gehören – hatten am späten Sonnabendabend zwar schon gemeldet, alle verbliebenen Kunden aus Tunesien heimgeflogen zu haben. Am Sonntag wurde dann aber bekannt, dass noch rund 200 Nachzügler folgen würden.

Die Veranstalter berichteten von einer Handvoll Urlaubern, die die Rückreise verweigerten. „Weil die Sonne scheint, weil sie nichts von den Unruhen spüren“, sagte Tui-Sprecher Mario Köpers. Die Verträge mit diesen Gästen, die sich vor allem auf der Insel Djerba aufhielten, seien aufgekündigt worden. Sie blieben nun auf eigenes Risiko im Land und müssten ihre Rückflüge eigenständig organisieren. Rewe Touristik hatte mit ursprünglich 30 unwilligen Senioren zu kämpfen, die ihren Urlaub nicht abbrechen wollten. 23 konnten dann aber überzeugt werden – die Sorge um das Sicherheitsrisiko und Zusatzkosten hätten letztlich den Ausschlag gegeben. Sieben ließen sich nicht umstimmen: „Sie sind die letzten, die uns Kopfzerbrechen bereiten“, sagte Sprecher Tobias Jüngert. „Diese Urlauber haben eine eigenen Wahrnehmung der Lage.“

Zu Rewe Touristik gehören auch die Marken ITS, Jahn Reisen und Tjaereborg. Am Samstag hatten die deutschen Urlauber zum Teil lange Wartezeiten an den tunesischen Flughäfen in Kauf nehmen müssen. „Die Abfertigung hat reichlich viel Zeit gebraucht“, sagte Sprecher Jüngert. Das Auswärtige Amt hatte am Sonntag mitgeteilt, zwei Konsularbeamte seien nach Tunesien geschickt worden, um an den Flughäfen die Ausreise deutscher Urlauber zu unterstützen.

Die Veranstalter haben bis jeweils zum 21. beziehungsweise 24. Januar alle Tunesien-Flüge abgesagt. Ob das Mittelmeerland danach wieder angeflogen werden kann, sei aber noch unklar. Die Sicherheitslage werde kontinuierlich neu bewertet. Betroffene Kunden können in den nächsten Tagen noch kostenlos umbuchen oder ihre Reise ganz absagen. Die Anbieter bieten dazu unterschiedliche Fristen an. Alternative Reiseziele stünden bereit, zum Beispiel Ägypten oder die Kanaren. Zudem erstatten die drei großen Anbieter den Urlaubern den Reisepreis anteilig zurück, wenn sie ihre Reise verfrüht abbrechen mussten. Die Gäste hätten pauschal Anspruch darauf, nicht erbrachte Leistungen erstattet zu bekommen, sagte ein Sprecher. Die Fälle müssten aber einzeln geprüft werden. (dpa)