Die Bundeswehr gibt das “Bombodrom“ in der Kyritz-Ruppiner Heide endgültig auf. Politiker und Bürgerinitiativen zeigen sich erleichtert.

Berlin/Wittstock. Aus für das „Bombodrom“: Die Bundeswehr zieht sich endgültig aus der Kyritz-Ruppiner Heide im Norden Brandenburgs zurück, teilte das Bundesverteidigungsministerium in Berlin mit. Das Gelände nahe der Landesgrenze zu Mecklenburg-Vorpommern werde nicht länger militärisch genutzt. Damit haben die Bürgerinitiativen, die rund 17 Jahre lang gegen eine militärische Nutzung des 14.000 Hektar großen Gebiets protestiert hatten, ihr Ziel erreicht. „Wir freuen uns natürlich sehr, unser Gesamtziel erreicht zu haben“, sagte der Sprecher der Bürgerinitiative „Freie Heide“, Benedikt Schirge.

Auch der Bundeswehrstandort in Wittstock (Ostprignitz-Ruppin) und die dort geltenden Luftraumbeschränkungen werden aufgelöst. Die vorhandenen Truppenübungsplätze in Deutschland reichten auch ohne Wittstock aus, hieß es. Bundesverteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) habe entschieden, dass das gesamte, rund 120 Quadratkilometer große Gelände an die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben übergeben werde.

Im Sommer 2009 hatte der Amtsvorgänger von zu Guttenberg, Franz Josef Jung (CDU), bereits auf den Ausbau der Kyritz-Ruppiner Heide zum bundesweit größten Übungsplatz der Luftwaffe verzichtet. Vorausgegangen waren mehrere Niederlagen vor Gericht. Laut Ministerium beschäftigt die Bundeswehr derzeit noch 80 Mitarbeiter dort, für die es aber eine sozialverträgliche Regelungen geben werde, sagte ein Sprecher. Zahlreiche Politiker sprachen sich gegen eine Privatisierung des Areals aus und forderten, dass der Bund die Kosten für die Räumung von Munition auf dem Gelände übernehmen müsse. Eine kommunale Arbeitsgemeinschaft sei derzeit dabei, ein Konzept zur künftigen Nutzung einer der größten deutschen Heidelandschaften zu erstellen, sagte der Sprecher der Bürgerinitiative Schirge. Ob das Gebiet für regenerative Energien genutzt werden könnte, müsse geprüft werden. „Wir brauchen Geduld.“

Der Bundeswehr-Rückzug aus Wittstock rief in Mecklenburg-Vorpommern positive Reaktionen hervor. Ministerpräsident Erwin Sellering (SPD) sprach von einer „sehr guten Nachricht“ für die Müritz-Region und für Nordbrandenburg. „Die Region lebt von einem sanften und naturnahen Tourismus“, erklärte Sellering in Schwerin. „Deshalb war es für uns von vitalem Interesse, dass dort keine Tiefflüge stattfinden.“ Dass die Bundeswehr nun ganz auf eine militärische Nutzung verzichte, erleichtere die Weiterentwicklung der Region. Sellering kündigte an, am 1. Mai an einer Kundgebung der Bürgerinitiative Freier Himmel in Mirow teilzunehmen, wo der Verzicht auf das Bombodrom und die militärische Nutzung der Kyritz-Ruppiner Heide gefeiert werden soll.

Die Linksfraktion im Schweriner Landtag forderte den Bund auf, die Länder nicht mit den Kosten für die Munitionsbergung und -beräumung alleinzulassen. Der friedenspolitische Sprecher Peter Ritter sagte, es müssten für die Region zukunftsfähige Konzepte entwickelt werden, die den Menschen Arbeit und Lohn bringen und die Natur erhalten.Der Schweriner SPD-Bundestagsabgeordnete Hans-Joachim Hacker sagte, die Entscheidung gegen den Schießplatz sei eine Chance für die Regionen Prignitz und Müritz, den Tourismus auszubauen. „Das ist für die strukturschwache Region von enormer wirtschaftlicher Bedeutung.“