Tausende afghanische Polizisten und Soldaten sowie Soldaten der Schutztruppe ISAF sammeln sich zu einer Offensive.

Kabul/Riad/London. Afghanische und ausländische Truppen planen in der südafghanischen Taliban-Hochburg Helmand eine Offensive mit tausenden Sicherheitskräften gegen die Aufständischen. Mindestens tausend afghanische Polizisten, ebenso viele einheimische Soldaten und „viele tausend“ Soldaten der Internationalen Schutztruppe ISAF würden gegen die Taliban in der Unruheprovinz vorrücken, sagte ISAF- Sprecher Eric Tremblay am Mittwoch in Kabul. Der Sprecher des afghanischen Verteidigungsministeriums, General Sahir Asimi, sagte, es sei das Ziel, die Zivilbevölkerung von den Aufständischen zu trennen, Zivilisten zu schützen und den Wiederaufbau zu ermöglichen. Die Offensive werde „bald“ beginnen.

Der afghanische Präsident Hamid Karsai hielt sich unterdessen in Saudi-Arabien auf, um mit König Abdullah über eine mögliche Vermittlung im Konflikt mit den Taliban zu sprechen. Dabei wollte Karsai dem Vernehmen nach seinen Plan für eine Aussöhnung mit den radikal-islamischen Aufständischen erläutern. Am Donnerstag reist Karsai nach München weiterreisen, um dort an der Sicherheitskonferenz teilzunehmen.

Das geplante Aussteigerprogramm für gemäßigte Taliban lässt sich aus Expertensicht nur schwer umsetzen. Mangels ausreichender Zusammenarbeit mit dem Nachbarland Pakistan könnten zu viele der radikalislamischen Kämpfer ungehindert die Grenze passieren. Zudem sei es wegen der unterschiedlich ausgeprägten Taliban-Kontakte zum Terrornetzwerk El Kaida schwierig zu bewerten, wie viel Taliban- Präsenz in Afghanistan überhaupt geduldet werden könne, hieß es in einem am Mittwoch veröffentlichten Bericht des Londoner Instituts für Strategische Studien (IISS).

Bei einem Sprengstoffanschlag im Süden Afghanistans wurden unterdessen zwei US-Soldaten getötet. Die Internationale Schutztruppe ISAF teilte am Mittwoch mit, zu dem Anschlag sei es am Vortag gekommen. Einzelheiten gab die NATO-geführte ISAFnicht bekannt. Nach Angaben des unabhängigen Internetdienstes icasualties.org waren vor den jüngsten Opfern seit Jahresbeginn bereits mindestens 47 ausländische Soldaten in Afghanistan gewaltsam ums Leben gekommen. Das vergangene Jahr war das bislang verlustreichste für die internationalen Truppen seit Beginn des Einsatzes Ende 2001. Bei Anschlägen und Gefechten starben mehr als 450 Soldaten.