Außerdem sieht Minister Rainer Brüderle in den Preiserhöhungen durch die Energiekonzerne einen Fall für die Kartellbehörden.

Hamburg. Angesichts deutlicher Strompreiserhöhungen hat Bundeswirtschaftsminister Rainer Brüderle (FDP) die Kunden zum Wechsel des Anbieters aufgefordert. „Die Verbraucher sollten die angekündigten Strompreiserhöhungen zum Anlass nehmen, sich günstigere Stromanbieter zu suchen“, sagte Brüderle dem Hamburger Abendblatt (Freitag-Ausgabe). „Wechselmöglichkeiten sind genug vorhanden. Dadurch kann der Wettbewerbsdruck auf die Stromwirtschaft erhöht werden.“

Außerdem sieht der Wirtschaftsminister in dem Vorhaben von 40 Stromanbietern, ihre Preise zum Jahresbeginn 2010 um durchschnittlich fünf Prozent zu erhöhen, einen Fall für die Wettbewerbskontrolle. Es stehe „den Kartellbehörden frei, Untersuchungen einzuleiten oder eine Missbrauchskontrolle durchzuführen“, sagte Brüderle. Beim Heizstrom und im Stromgroßhandel habe das Bundeskartellamt bereits entsprechende Untersuchungen eingeleitet.

Die Stromversorger begründen die Anhebungen mit höheren Kosten durch die Einspeisevergütung für erneuerbare Energien. In diesem Jahr belasten diese Vergütungen den Strompreis noch mit 1,2 Cent pro Kilowattstunde. 2010 werden es nach Angaben des Hamburger Vattenfall-Chefs Rainer Schubach 2,04 Cent sein.

Im kommenden Jahr müssen von den deutschen Stromverbrauchern insgesamt zwölf Milliarden Euro an Vergütungen für die Produzenten von regenerativer Energie aufgebracht werden. Das ist laut Schubach doppelt so viel wie im Jahr 2007. Der Grund: In Deutschland wird immer mehr Strom aus regenerativen Quellen wie Wind- oder Sonnenenergie erzeugt, für den diese Vergütung fällig wird.

Der Bundesverband Erneuerbare Energie (BEE) widersprach Vattenfall. "Die erneuerbaren Energien sind nicht die Kostentreiber, wie man an der Preisentwicklung der letzten Jahre sehen kann. Sie haben im Gegenteil einen kostensenkenden Effekt an der Strombörse", sagte BEE-Geschäftsführer Björn Klusmann. Die neue Umlage im Gesetz für die erneuerbaren Energien (EEG) dürfe von den Stromkonzernen deshalb nicht zum Anlass für Strompreiserhöhungen genommen werden.

Für Privatkunden von Vattenfall steigen die Preise im Schnitt um 4,4 Prozent. Im Detail müssen sie künftig bei gleich bleibender Grundgebühr im (teuersten) Basistarif 20,01 Cent je Kilowattstunde zahlen - statt bisher 19,04 Cent. Im Kompakttarif werden 19,00 Cent statt bisher 18,03 Cent verlangt. Auf einen Durchschnittshaushalt mit einem Verbrauch von 2500 kWh im Jahr kommen demnach Zusatzkosten von zwei Euro pro Monat zu.