Ein 24-jähriger Mann soll Sympathisanten im Rhein-Main-Gebiet für al-Qaida angeworben haben. Jetzt wurde er festgenommen.

Berlin. Das Bundeskriminalamt hat nach Durchsuchungen im Rhein-Main-Gebiet einen Terrorverdächtigen festgenommen. Der 24 Jahre alte Deutsch-Türke Adnan V. werde verdächtigt, die Extremistenorganisation al-Qaida unterstützt zu haben, erklärte die Bundesanwaltschaft am Freitag in Karlsruhe. Durch die Verbreitung von Propagandamaterial solle der 24-Jährige Mitglieder und Unterstützer angeworben haben. Außerdem stehe er im Verdacht, Material zur Herstellung von Sprengsätzen beschafft zu haben. Der Mann sei bereits am Donnerstag festgenommen worden.

Bei der Durchsuchung einer Wohnung in Offenbach und eines Geschäftslokals in Frankfurt hätten die Ermittler unter anderem eine kleine Menge eines explosiven Gemischs sichergestellt, teilte die Behörde mit. Außerdem sei ein selbst hergestelltes elektronisches Gerät beschlagnahmt worden, das nach einer ersten Einschätzung als Zünder für Sprengladungen dienen könne. Ein unmittelbarer Zusammenhang zu den in den vergangenen beiden Wochen im Internet verbreiteten Drohvideos gegen Deutschland sei bisher nicht ersichtlich, erklärte die Bundesanwaltschaft. Der Verdächtige sollte im Laufe des Tages dem Haftrichter vorgeführt werden.

Unterdessen hat der Terrorismusexperten Guido Steinberg die Anschlagsdrohungen des Terrornetzwerks al Qaida gegen Deutschland sind nach Ansicht des Terrorismusexperten Guido Steinberg weiterhin sehr ernst zu nehmen. Die Drohvideos der vergangenen Wochen zeigten, dass al Qaida unbedingt einen Anschlag auf deutsche Ziele verüben wolle, sagte Steinberg in Berlin. „Eine der Ursachen ist die Präsenz der Bundeswehr in Afghanistan. Wir sind das schwächste Glied in der Kette der großen Truppensteller“, sagte Steinberg, der bei der Stiftung Wissenschaft und Politik in Berlin arbeitet. Al Qaida fordert den Abzug der Bundeswehr aus dem Land am Hindukusch.

Der mutmaßliche al-Qaida-Terrorist Bekkay Harrach hatte in einem seiner Drohvideos erklärt, Deutschland drohe nach der Bundestagswahl ein „böses Erwachen“, wenn die Bürger bei der Wahl nicht im Sinne der al Qaida stimmten. Dabei deutete Harrach einen Zeitraum von zwei Wochen an, in dem etwas passieren könnte. Mit diesem Ultimatum hätten sich Harrach und al QKaida selbst unter Druck gesetzt. „Damit setzt Harrach nicht nur seine, sondern auch die Glaubwürdigkeit von al Qaida aufs Spiel“, sagte Steinberg. Wenn in diesen zwei Wochen nun nichts passiere, sei die Gefahr nicht gebannt: Die Sicherheitskräfte müssten noch auf Monate hinaus mit Anschlagsplanungen rechnen.

So habe al Qaida im April 2004 – kurz nach den Anschlägen in Madrid – ein Ultimatum zum Abzug der europäische Truppen aus dem Irak gesetzt. Erst im Juli 2005 sei der entsprechende Anschlag gefolgt - auf die Londoner U-Bahn. Dass bislang in Deutschland noch nichts passiert sei, sei einerseits Glück und anderseits auf die Tüchtigkeit der Amerikaner zurückzuführen, die wesentliche Informationen zum Beispiel im Fall der so genannten Sauerlandgruppe geliefert hätten. Diese Gruppe soll terroristische Anschläge in Deutschland geplant haben – mutmaßliche Mitglieder stehen derzeit in Düsseldorf vor Gericht. „Außerdem haben wir Sicherheitsbehörden, die gerade im Terrorismusbereich in den letzten Jahren aufgestockt haben“, sagte Steinberg.

In einem der Videos hatte ein mutmaßliches deutsche Taliban- Mitglied bestimmte Ziele in Deutschland gezeigt, darunter den Kölner Dom und das Oktoberfest. Steinberg hält es jedoch für unwahrscheinlich, dass al Qaida nun tatsächlich dort Anschläge plant. Der im Rheinland aufgewachsene Deutsch-Marrokaner Harrach ist nach Einschätzung von Steinberg keine Führungsfigur bei al Qaida, sondern ein „Fußsoldat“. „Er hat bestimmte Fähigkeiten, die bei al Qaida selten und gefragt sind“, sagte Steinberg. So könne Harrach gut Deutsch. „Offensichtlich wurde er auserkoren für die Öffentlichkeitskampagnen der al Qaida“, sagte Steinberg.