SPD und Union streiten weiter um den Auftrag zur Regierungsbildung. Während die SPD bei der ersten Sondierungsrunde für eine große Koalition am Donnerstag darauf beharrte, stärkste Kraft im Bundestag zu sein, weil CDU und CSU getrennt zu betrachten seien, bekräftigte Unions-Kanzlerkandidatin Angela Merkel ihren Führungsanspruch.

Beide Volksparteien halten aber auch "Ampeln" mit Grünen und FDP weiter für möglich.

Am kommenden Mittwoch wollen Union und SPD die Chancen für eine große Koalition gründlicher ausloten. Einig zeigten sich Merkel und Kanzler Gerhard Schröder darin, dass es bald eine stabile Regierung geben müsse. Merkel schloss eine Minderheitsregierung aus. Schröder erteilte einer Neuwahl eine kategorische Absage. CSU-Chef Edmund Stoiber betonte, man sei sich einig, dass die Gespräche nicht lange dauern dürften und in eine stabile Regierung für die nächsten vier Jahre münden müßten.

Ganz ähnlich äußerte sich SPD-Chef Franz Müntefering. Es gebe eine Perspektive für konkrete Gespräche. Müntefering bekräftigte das "Ziel" der SPD, daß Schröder weiter Kanzler bleibt.

Die Unionsspitze plant für (den morgigen) Freitag ein Gespräch mit den Grünen, die für eine schwarz-gelb-grüne Ampel in Frage kämen. Auch die FDP zeigte sich offen für eine Zusammenarbeit mit Union und Grünen. Wenn die Union erfolgreich Verhandlungen mit anderen Parteien führe, "werden wir dies prüfen", sagte FDP-Fraktionschef Wolfgang Gerhardt.

Die Grünen-Spitze äußerte sich nach wie vor sehr skeptisch gegenüber der "schwarzen Ampel". Verbraucherministerin Renate Künast sagte im ZDF, man werde für eine Regierungsbeteiligung nicht die eigenen Inhalte verleugnen. Außenminister Joschka Fischer hält eine Beteiligung der Grünen an der nächsten Regierung für äußerst unwahrscheinlich. "Nach Lage der Dinge wird es auf eine große Koalition hinauslaufen", sagte der Grünen-Politiker der "taz" (Freitagausgabe).

Die SPD liebäugelt auch weiter mit einer "klassischen Ampel". Mehrere Spitzenpolitiker forderten die FDP auf, ihre Absage zu überdenken.

Schröder sieht eigenes Auftreten kritisch

Schröder äußerte sich erneut kritisch über sein eigenes Auftreten in der so genannten Elefantenrunde am Wahlabend. Der Fernsehauftritt sei "wohl suboptimal gewesen". Schröder hatte erklärt, er werde Kanzler bleiben und CDU-Chefin Angela Merkel möge "die Kirche im Dorf lassen".

Bundeswahlleiter Johann Hahlen berichtete, dass das endgültige Ergebnis der Bundestagswahl erst am 7. Oktober vorliegen werde. Im Anschluß an die Nachwahl im Dresdner Wahlkreis 160 werde man jedoch bereits am 2. Oktober ein aktualisiertes vorläufiges Endergebnis für ganz Deutschland veröffentlichen.