1000 Autoren, mehr als 2600 Veranstaltungen, mehr als 7000 Aussteller, 300 000 Besucher, 400 000 Bücher - Frankfurts Buchmesse ist eine Herausforderung.

Hamburg. Wahrscheinlich ist die Frankfurter Buchmesse die aufregendste Messe der Welt. Rund 186 000 Fachbesucher und 114 000 interessierte Laien drängeln sich an fünf Tagen über das Messegelände, bei dem es zwar eigentlich nur um Bücher geht und alle die dazugehören. Doch man bekommt dort so viel Unterhaltung, Anregung und Gesprächsstoff geboten wie auf wohl keiner anderen Messe, auf keinem anderen Kongress.

Auf der 61. Frankfurter Buchmesse, dem weltweit größten Klassentreffen der Branche, stellen mehr als 7000 Aussteller rund 1000 Autoren auf mehr als 2600 Veranstaltungen vor. Es gibt Koch-Shows, Filme, Konzerte, Diskussionen, Begegnungen, Dichter-Wettbewerbe, Massenaufläufe, Lesungen und Tanzpartys.

Überhaupt die Partys. Jeden Abend wird gefeiert. Wer als Buchmessenbesucher nicht mindestens drei Feste pro Abend schafft, gilt als Weichling. Morgens ab 9 Uhr schleppt man sich dann wieder durch die Messehallen, vorbei an den riesigen, funkelnden Palastständen der großen Verlage und winzigen Pressplattenabteilen - dort, wo Editionen und Handpressen Einzelstücke anbieten. In drei Etagen sind die Verlagskojen in den Hallen übereinandergestapelt. Wer in dem Getümmel nicht spätestens am zweiten Tag verschwitzt, verkatert und verplant mit brennenden Augen, dicken Füßen und einem Anflug von Halsweh von einem Literaturereignis zum nächsten hetzt, der war nicht wirklich dabei.

Zum Lesen braucht man Ruhe, Zeit und Abgeschiedenheit. Nichts davon findet man auf der Frankfurter Buchmesse. Dort werden, wie in jedem Jahr, 400 000 Bücher sowie Filme, Comics, Hörbücher und andere Medien präsentiert, aber Lesen oder gehaltvolle Gespräche sind eher die Ausnahme im Messe-Alltag. Dafür bekommt man Ideen und Buchtipps, mit denen man Freunde und Verwandte an den nächsten Weihnachtsfesten und Geburtstagen beschenken kann. Wenn sie's denn wollen.

Neusten Studien zufolge haben mehr als ein Viertel der Deutschen im Jahr 2008 kein einziges Buch gelesen. Über alle Altersgruppen hinweg werden im Bundes-Durchschnitt neun Bücher pro Jahr gelesen. Bei 100 000 Neuerscheinungen pro Jahr - davon etwa 12 000 Belletristik-Titel - auf dem deutschen Buchmarkt muss jeder einzelne Autor, jeder einzelne Verlag viel trommeln, um auf sich aufmerksam zu machen.

Wenn Sie's dieses Jahr nicht nach Frankfurt schaffen, gibt's hier - neben all den Romanen, die wir in dieser Beilage vorstellen, noch meine Lesetipps für diesen Herbst: David Nicholls stellt in Zwei an einem Tag ein Paar vor, das füreinander geschaffen ist, es aber erst sehr spät merkt, Stephan Thome erzählt in Grenzgang vom langsamen Scheitern von Lebensplänen, aber eigentlich ist es auch eine Liebesgeschichte. Und der Anwalt Ferdinand von Schirach schildert in Verbrechen lauter unglaubliche Geschichten, die wahr sind. Viel Spaß beim Lesen!