Die griechische Blitz Theatre Group wirft im Thalia Gaußstraße kurze, eindringliche Schlaglichter auf den Ritter von der traurigen Gestalt.

Hamburg. Dieser Don Quixote hat nichts zu lachen. Ein Mann mit weißem Platon-Bart, der durch verdorrtes Gestrüpp läuft, umtost von bösartigen Vögeln. Die Gegend ist unsicher. Maskierte jagen Kugeln durch die flirrende Luft, dass sich die Zikaden erschrecken. Don Quixote rennt über ein Laufband und kommt doch nicht vom Fleck.

In ihrer Doku-Fiktion "Don Quixote", die an zwei Abenden bei den Lessingtagen im Thalia in der Gaußstraße gastierte, kehrt die griechische Blitz Theatre Group den traurigen Subtext des Stoffes zuoberst. Bei Miguel de Cervantes ist der Landadelige, der sich nach der Lektüre von Ritterromanen aufs Pferd schwingt und, begleitet von Sancho Panza, den Kampf gegen das Unrecht aufnimmt, ein Idealist, der am Ende die Weisheit entdeckt.

Hier scheint die Welt bereits rettungslos verloren. "Lost Paradise" steht auf einer Bildtafel. Es bleibt im Dunkel, ob die merkwürdigen Ereignisse wirklich eine Anbindung an die Realität haben oder eine Kopfgeburt des rennenden Möchtegern-Ritters sind. Die mystischen, oft mit dröhnender klassischer Musik zugekleisterten Bilder erheben frei nach J. G. Ballard das Primat der Medienwirklichkeit als Fiktion über die Realität im engeren Sinne. Hin und wieder sondern die Performer Gedanken ab, die die Melancholie des Widerstands spiegeln. "Don Quixote" sei angefüllt mit der Einsamkeit und Traurigkeit der Welt, verkündet der Dichter Dostojewski. Der Filmemacher Tarkowski nennt Quixote einen Glaubensritter in einer Welt ohne Glauben.

2004 gründeten Aggeliki Papoulia, Christos Passalis und Giorgos Valais die griechische Blitz Theatre Group. Noch radikaler als die deutsche Performance-Gruppe Rimini Protokoll lehnt die Truppe es ab, auf der Bühne virtuos fertige Wahrheiten zu präsentieren. Die Mitglieder entwickeln jedes Stück basisdemokratisch mit. Das geht notwendigerweise zulasten einer Kohäsion. Und so greifen nicht immer Bilder - in all ihrer Einfachheit, die auch den knappen Geldern der Truppe geschuldet ist - und Text ineinander. Es bleiben kurze, eindringliche Schlaglichter auf den mit den Fährnissen ringenden Ritter. Auf ein Europa als Schlachtfeld der Gedanken. Und eine Gesellschaft scheinbar ohne Hoffnung.

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