Heute Abend wird der Deutsche Buchpreis verliehen. Neben der frisch gekürten Nobelpreisträgerin Herta Müller ist u. a. auch Stephan Thome nominiert.

Frankfurt. Die Literatur-Nobelpreisträgerin Herta Müller ist Favoritin für den Deutschen Buchpreis, der am heutigen Montag zum fünften Mal vergeben werden sollte.

Die Auszeichnung ist mit 25.000 Euro dotiert; in die engere Auswahl schafften es insgesamt sechs deutschsprachige Autoren, deren Bücher in den vergangenen zwölf Monaten erschienen sind. Die Verleihung findet traditionell am Vorabend der Eröffnung der Buchmesse im Frankfurter Römer statt.

Die 56-jährige Müller, erst am Donnerstag mit dem diesjährigen Literatur-Nobelpreis geehrt, wurde am Abend in der Mainmetropole erwartet. In ihrem für den Buchpreis nominierten Roman „Atemschaukel“ (Hanser Verlag, August 2009) schildert sie das Schicksal in der Stalin-Zeit von Rumänien nach Russland deportierter Deutscher aus Siebenbürgen. Das Buch entstand auf der Grundlage von Gesprächen mit dem 2006 verstorbenen Autor Oskar Pastior, einem der Überlebenden des Gulag.

Wie beispielsweise bei der „Oscar“-Verleihung erfahren die sechs Schriftsteller erst am Abend selbst, wer die Auszeichnung erhält. Die fünf nicht zum Zuge gekommenen Finalisten bekommen jeweils 2.500 Euro. Der Preis orientiert sich an Vorbildern wie dem englischen Man Booker Prize und dem französischen Prix Goncourt.

Nominiert wurden neben Herta Müller: Rainer Merkel mit „Lichtjahre entfernt“ (S. Fischer, März 2009), Norbert Scheuer mit „Überm Rauschen“ (C. H. Beck, Juni 2009), Kathrin Schmidt mit „Du stirbst nicht“ (Kiepenheuer & Witsch, Februar 2009), Clemens J. Setz mit „Die Frequenzen“ (Residenz, Februar 2009) und Stephan Thome mit „Grenzgang“ (Suhrkamp, August 2009).

Die sechs Schriftsteller wurden von einer Jury aus der Longlist von zunächst 20 vorgeschlagenen Romanen ausgewählt, die seit der letzten Frankfurter Buchmesse im Herbst 2008 erschienen sind. Insgesamt haben die sieben Jurymitglieder 154 deutschsprachige Titel gesichtet.

Der Deutsche Buchpreis wird jedes Jahr als Auszeichnung für den besten deutschsprachigen Roman vergeben. Um Unabhängigkeit und Transparenz bei der Preisvergabe zu sichern, wurde eine „Akademie Deutscher Buchpreis“ berufen; die elf Mitglieder kommen aus der Buch- und Medienbranche. Das Gremium bestimmt die jährlich wechselnde Jury, die den Preisträger in mehreren Auswahletappen kürt.

Jeder Verlag aus Deutschland, Österreich und der Schweiz kann sich mit zwei deutschsprachigen Romanen aus seinem aktuellen oder geplanten Programm um die Auszeichnung bewerben. Die Jury sichtet die Einsendungen, sie kann auch zusätzliche Titel anfordern, die sie für geeignet hält.