Test eines neuen Anmeldeverfahrens für Fünftklässler an 13 Schulen läuft aus. Rückkehr zum Wohnort-Prinzip. Kritik von der Opposition.

Hamburg. Der Schulversuch, der es 13 Stadtteilschulen und Gymnasien ermöglichte, ihre Schüler nach eigenen Kriterien auszuwählen, läuft nach vier Jahren aus. Schon zur nächsten Anmelderunde im Februar 2012 soll wieder das gleiche Recht für alle Schulen gelten: Wenn die Zahl der Anmeldungen die Zahl der Plätze der fünften Klassen von Stadtteilschulen oder Gymnasien übersteigt, dann ist die Nähe des Wohnortes zur Schule das entscheidende Auswahlkriterium.

Je näher ein Schüler zur Schule wohnt, desto größer ist also die Chance, dass er einen Platz bekommt. Bevorzugt werden Kinder auch dann, wenn ein Bruder oder eine Schwester bereits die Schule besucht.

Der Schulversuch ermöglichte es sechs Stadtteilschulen und sieben Gymnasien mit besonders hohen Anmeldezahlen, eigene Kriterien festzulegen. Die meisten Stadtteilschulen wollten auf diesem Weg sicherstellen, dass ein fester Anteil von Schülern mit guten Leistungen aufgenommen wird. Die Gymnasien versuchten, ihre Profile (mathematisch-naturwissenschaftlich, sprachlich, musisch-kreativ) durch die Auswahl zu stärken, indem sie Kinder mit Begabungen auf diesen Feldern bevorzugt aufnahmen. Die Quote, die die Schulen nach ihren Kriterien nutzen konnten, lag zwischen 40 und 55 Prozent der künftigen Fünftklässler.

+++ Jedes siebte Schulkind frühstückt nicht +++

Nach vier Jahren Laufzeit wird der Schulversuch regulär beendet. Die Alternative wäre gewesen, ein neues System zur Aufnahme der Fünftklässler zu schaffen, das dann für alle Schulen gleichermaßen gelten müsste. Schulsenator Ties Rabe (SPD) nennt zwei Gründe für die Rückkehr zum Wohnortprinzip. "Das alte Verfahren hat sich über Jahre bewährt und liefert praktikable und akzeptable Ergebnisse", sagte Rabe dem Abendblatt. 97 Prozent der Erstwünsche für eine Schule werden erfüllt. Rabe: "Wer Schulfrieden zweitens ernst nimmt, darf nicht jede reformpädagogische Sau durchs Dorf treiben."

Stefanie von Berg (GAL) kritisierte Rabes Entscheidung. "Fällt die Regelung weg, verlieren Hamburgs Vorzeigeschulen ihr Profil", sagte Berg. "Der Wille des Senators, die Stadtteilschulen zu stärken, passt mit seiner Ankündigung nicht zusammen." Auch Anna von Treuenfels (FDP) warf Rabe vor, "die Profilbildung der Schulen zu schädigen". Walter Scheuerl, parteiloses Mitglied der CDU-Fraktion, befürchtet, dass sich die soziale Schere zwischen den Stadtteilen weiter öffnen wird.

Diese 13 Schulen nahmen teil: die Stadtteilschulen Max Brauer, Bergstedt, Bergedorf, Harburg, Heinrich Hertz und Julius Leber und die Gymnasien Carl von Ossietzky, Grootmoor, Emilie Wüstenfeld, Bondenwald, Eppendorf, Matthias Claudius sowie die Klosterschule.