Die Starterschulen in Hamburg stehen auf der Kippe. Das Abendblatt beantwortet die neun wichtigsten Fragen zu den Test-Primarschulen.

Hamburg. Die Politik streitet, die Eltern sind verunsichert - nach dem Aus für die Primarschule stehen auch die Starterschulen auf der Kippe.

Wie sind die Starterschulen entstanden?

Diese Schulen haben sich 2009 um den Frühstart in die Primarschule beworben, nachdem die Schulbehörde ihren Zeitplan für die Einführung der Schulreform um ein Jahr verschoben hatte. Es sind größtenteils Schulen, in denen bereits nach reformpädagogischen Ansätzen gearbeitet wird. Voraussetzung für die Genehmigung waren eine Befragung der Eltern der jetzigen Fünftklässler, ein Beschluss der Schulkonferenz und genügend Anmeldungen für zwei Parallelklassen. Starterschulen sollen zeigen, wie das gemeinsame längere Lernen funktioniert.

Um welche Schulen geht es, und wo liegen sie?

23 Grundschulen und das Bildungszentrum für Blinde und Sehbehinderte (Winterhude) wurden nach Fusionen zu folgenden Standorten: Adolph-Schönfelder-Primarschule (Barmbek-Süd), Altonaer Straße/Ludwigstraße (Schanzenviertel), Am Falkenberg/Schnuckendrift (Neugraben-Fischbek), An der Burgweide (Kirchdorf Süd), An der Seebek (Bramfeld), Arnkielstraße (Altona), Beim Pachthof (Horn), Brehmweg/Vizelinstraße (Lokstedt), Dempwolffstraße/Weusthoffstraße (Heimfeld), Grumbrechtstraße (Eißendorf), Hausbruch/Lange Striepen (Hausbruch), Iserbarg (Rissen), Kapellenweg (Wilstorf), Lämmersieth (Barmbek-Nord), Langbargheide (Lurup), Maretstraße (Harburg), Ohrsweg (Neugraben-Fischbek) Osterbrook (Hamm-Süd), Quellmoor (Neugraben-Fischbek), Rellinger Straße (Eimsbüttel), Slomannstieg (Veddel), Stübenhofer Weg (Wilhelmsburg). Eine besondere Ballung gibt es in der Region Süderelbe: 80 Prozent sind dort Starterschulen.

Wie viele Kinder sind betroffen?

865 der insgesamt etwa 14 000 Hamburger Fünftklässer sind an Starterschulen angemeldet. Laut Schulbehörde wurde nach dem Volksentscheid ein Schüler abgemeldet. Einen genauen Überblick gibt es erst nach Ferienende.

Ist der Unterricht anders als an Gymnasien oder Stadtteilschulen?

Ja. Die Fünftklässler an Starterschulen werden größtenteils jahrgangsübergreifend mit Viertklässlern unterrichtet. Neu sind die Lernbereiche Natur und Technik und Gesellschaft. Die zweite Fremdsprache wird als Wahlfach schon in der 5. Klasse erteilt. 50 Prozent des Unterrichts in Deutsch, Mathe, Fremdsprachen und Naturwissenschaften müssen von Lehrern weiterführender Schulen gegeben werden. So soll gesichert werden, dass die Schüler das Leistungsniveau erreichen, um aufs Gymnasium wechseln zu können.

Gibt es genügend Fachlehrer?

Zur 50-Prozent-Quote fehlen nach Angaben der Schulbehörde noch zehn Prozent. Das sind 86 Wochenstunden. Diese Lücke soll in den nächsten Tagen geschlossen werden.

Wie soll der Wechsel zu Stadtteilschulen und Gymnasien laufen?

Ein strukturiertes Verfahren für den Übergang nach der 6. Klasse gibt es nicht. Die Eltern müssen einen Platz auf einer weiterführenden Schule suchen. Schulsenatorin Christa Goetsch (GAL) hat aber Unterstützung angekündigt. Unklarheiten gibt es über das Elternwahlrecht nach der 6. Klasse, das durch den Volksentscheid unwirksam ist. Dafür soll eine Regelung im neuen Schulgesetz gefunden werden.

Ist es sicher, dass die Schüler wie geplant bis zum Ende der 6. Klasse auf der Starterschule bleiben können?

Laut Schulbehörde gibt es einem Vertrauensschutz. Er gilt ausschließlich für den Jahrgang, der jetzt startet. Die rechtliche Grundlage sei durch den Artikel 2 des 12. und 13. Gesetzes zur Änderung des Hamburgischen Schulgesetzes gegeben. Die oppositionelle SPD sieht das skeptisch. Allerdings haben alle Parteien angekündigt, eine pragmatische Lösung für die betroffenen Schüler anzustreben. Gegenwind kommt vom Sprecher der Volksinitiative "Wir wollen lernen", Walter Scheuerl. Aus seiner Sicht sind die Starterschulen mit dem Volksentscheid gekippt. Er behält sich juristische Schritte vor.

Haben Starterschulen eine Zukunft?

Selbst die Schulsenatorin sagt: Nein! Mit dem Aus für die Primarschulen haben die Starterschulen keine Perspektive. Allerdings können die Schulen einen Schulversuch zum längeren gemeinsamen Lernen in Klasse 5 und 6 beantragen. Die Hürden sind aber sehr hoch.

Wie geht es jetzt weiter?

Am Dienstag will die Schulsenatorin mit den Schulleitern der Starterschulen die veränderten Bedingungen besprechen. Die Eltern sollen auf Info-Abenden an den Schulen informiert werden. Am 23. August treffen sich die Elternvertreter der Starterschulen, um ein Stimmungsbild zu erstellen. Die Opposition fordert, dass die Behörde ein neues Elternvotum abfordern soll. Bislang ist das nicht geplant. Schulbeginn nach den Ferien sei für die Starterschüler wie für alle anderen an den zugesagten Standorten.