An der Schule Alter Teichweg, wo eine Aushilfslehrerin mit Hijab unterrichtet, wird heftig diskutiert. Viele Schüler sehen kein Problem.

Hamburg. Ihren Namen möchte die Mutter nicht nennen. Sie steht vor der Stadtteilschule am Alten Teichweg, um ihre Tochter abzuholen, und holt tief Luft. "Wer sich verhüllen will, soll in sein eigenes Land gehen", sagt sie dann. Das Thema regt sie sichtlich auf. "Es ist eine Frechheit. Wenn wir in deren Ländern so herumlaufen wie wir wollen, werden wir abgeführt."

Gestern Morgen wurde durch einen Artikel im Abendblatt bekannt, dass die Aushilfslehrerin Muska N. an der Schule im Hijab unterrichtet - in Kopftuch und Gewand, die nur Hände und Gesicht frei lassen. Muska N. hat sich nun für eine Woche krankschreiben lassen. Eltern, Lehrer und Schüler beschäftigt das Thema weiter. "So ein Gewand ist reine Provokation", sagt Hermann Schwarz, der seinen Enkel abholt. Gegen Moslems habe er nichts. "Aber wir Christen müssen uns in muslimischen Ländern doch auch einschränken."

+++ Kein Kopftuch in der Klasse +++

+++ Streit um Hamburger Lehrerin mit Kopftuch +++

+++ Lehrer kritisiert Kopftuch tragende Kollegin +++

In der Frage, ob ein Kopftuch in den Unterricht gehört oder nicht, teilen sich die Meinungen. Viele Lehrer und Politiker, so die bisherigen Reaktionen, stehen dem Hijab in der Schule eher ablehnend gegenüber. Die Schüler dagegen verstehen die Aufregung nicht. "Hier soll doch jeder rumlaufen wie er will", sagt die 17-jährige Emina. Und ihre gleichaltrige Freundin Jana sagt: "Ich habe schließlich auch einen Pastor als Religionslehrer. Dann müsste man das auch verbieten." Eltern und Lehrer hätten mehr Vorurteile als Jugendliche, findet der 17-jährige Tobias. "Wir sind an dieser Schule von klein auf an Ausländer und Kopftücher gewöhnt."

Eine Lehrerin, die nicht genannt werden möchte, hat ähnliche Erfahrungen gemacht. Auf den Artikel hin seien an diesem Morgen viele Schüler auf sie zugekommen, sagt sie. "Die waren ganz irritiert, was falsch daran sein soll, ein Kopftuch zu tragen. Sie haben gefragt, ob wir Lehrer etwas gegen Muslime hätten." Das Thema sei daraufhin in mehreren Klassen im Unterricht diskutiert worden. "Wir mussten den Schülern beibringen, dass es nicht um das Kopftuch allgemein geht - sondern darum, dass eine Lehrerin es trägt." Im Kollegium werde kontrovers diskutiert.

Der Schulexperte und Bürgerschaftsabgeordnete der CDU-Fraktion, Walter Scheuerl, betont, dass eine Grenze zwischen Privatleben und Unterricht zu ziehen sei. "Natürlich hat eine Lehrerin das Recht, sich zu kleiden wie sie will. Gerne kann sie den Hijab auch im Lehrerzimmer tragen. Aber im Klassenzimmer, wo es zwischen Lehrer und Schülern ein Über- und Unterordnungsverhältnis gibt, muss für alle klare Neutralität gelten." Jeder Mensch habe zwar das Grundrecht, sich seiner Religion entsprechend zu kleiden. "Aber dieses Recht endet an der Klassentür." Er hoffe, dass das Thema nun in der Bürgerschaft auf den Tisch komme.

Die Schulleitung am Alten Teichweg hat derweil für Mittwoch das Kollegium, die Schulaufsicht und das Landesinstitut für Lehrerbildung und Schulentwicklung zum Gespräch geladen, um zu diskutieren, wie es im Fall Muska N. weitergeht.