Es widerspricht der Forderung nach Neutralität der Schule

Eine Lehrerin, wenn auch nur aushilfsweise tätig, unterrichtet in einem Hijab, einem Kopftuch mit einem verhüllenden Gewand: Diese Nachricht aus einer Hamburger Stadtteilschule löste gestern bei manchem sarrazinsche Schnappatmung aus. Aufgebrachte Erwachsene wenden sich gegen eine angehende Pädagogin, die offenkundig das Symbol der Frauenunterdrückung ins Klassenzimmer bringt. Schüler betrachten den Vorgang in einem Stadtteil, in dem viele Mädchen Kopftuch tragen, eher mit jugendlicher Offenheit.

Dass die Meinungen über dieses sensible Thema auseinandergehen, liegt auf der Hand. Für die einen, auch Lehrer, werden so Bestrebungen der Integration zunichtegemacht. Für die anderen steht der Gedanke der Toleranz über allem. Manche bemühen sogar die Interpretation, das Kopftuch trage den Schutz privaten Raums in die Öffentlichkeit und ermögliche gerade deshalb eine Form der Emanzipation. Eine Ansicht, die man haben kann, aber nicht teilen muss.

Die Reaktionen zeigen, dass fast acht Jahre nach dem bundesweiten Kopftuchstreit und kurz vor dem zehnten Jahrestag des Anschlags auf das World Trade Center ein Funke genügt, um die Debatte neu zu entfachen. Damals drückte sich Hamburg davor, mit einem eigenen Gesetz Farbe zu bekennen: Nur eine Lehrkraft trage Kopftuch, und sie sei gut integriert. Doch damals wie heute im Fall von Muska N. in Dulsberg sei daran erinnert: Es gilt zwar Religionsfreiheit - aber auch der Grundsatz, dass Beamte, also Lehrer, zur Neutralität verpflichtet sind. Das Tragen eines Kopftuchs widerspricht dieser Neutralität und darf als Provokation verstanden werden. Dass in Deutschland über 50 Millionen Menschen der evangelischen oder katholischen Kirche angehören, sich aber nur drei Millionen zum Islam bekennen, sei nur der Vollständigkeit halber erwähnt.

Die Schule Alter Teichweg und die Schulaufsicht ringen jetzt um eine Lösung. Am Ende kann es in einer westlichen Demokratie nur eine klare Linie geben: kein Kopftuch im Klassenzimmer.