Bei der Diskussion im Ballsaal des FC St. Pauli um die Zukunft der Alten Rindermarkthalle schlug den Planern massive Ablehnung entgegen.

St. Pauli. Bezirksamtsleiter Markus Schreiber ist die Nervosität anzumerken. Auch Martin Murphy, der Architekt des Gewinner-Entwurfs, ist anfangs unsicher, ob er seine Powerpoint-Präsentation wie geplant auf die Leinwand werfen kann. Zweimal hatte die Präsentation der Machbarkeitsstudie zur Alten Rindermarkthalle nicht geklappt. Ein erster Termin im April scheiterte, weil die Veranstaltung nach Tumulten und massiven Pfiffen gegen den Bezirksamtsleiter abgebrochen werden musste. Einen zweiten für Anfang Oktober angesetzten Termin sagte der Bezirk ab, weil ihm die Raumkapazität von 500 Plätzen angesichts des großen Interesses der Bürger nicht ausreichend erschien.

Gestern Abend klappte es. Schreiber schafft im Ballsaal des FC St. Pauli im Stadion am Millerntor immerhin die Begrüßung und erläutert auch das Verfahren. Doch reibungslos läuft der Abend nicht. Vier Anwohner entrollen vor der Präsentationsleinwand ein Plakat mit der Aufschrift: "Planungsstopp sofort. Uns reicht's!" Markus Birzer, gelassener Moderator der Veranstaltung, reicht einem Sprecher der Gruppe das Mikro, um ihm die Möglichkeit zu einer Stellungnahme zu geben. Unter lautem Beifallsgejohle verliest er eine Erklärung, wonach St. Pauli sozialen Wohnungsbau, Einkaufsmöglichkeiten und Grünflächen brauche, aber keine Music Hall. Dem Bezirk wirft der Sprecher vor, dass das Gutachterverfahren nur eine Pseudobeteiligung für die Bürger sei.

Schreiber hatte zu Beginn der Veranstaltung jedoch deutlich gemacht, dass man innerhalb dieses kooperativen Gutachterverfahrens erst am Anfang des Prozesses stehe. "Wir sind noch nicht mal in einem Bebauungsplanverfahren. Alles ist noch machbar und diskutierbar."

Martin Murphy, Architekt des Hamburger Büros Störmer, Murphy und Partner, hat dann - von ein paar Zwischenrufen abgesehen weitgehend ungestört - die Möglichkeit, den Entwurf seiner Machbarkeitsstudie vorzustellen. Auf dem 3,4 Hektar großen Areal sollen unter anderem eine Markthalle, 80 Wohnungen, eine Moschee, die Music Hall und ein Kino entstehen, ohne dass die Alte Rindermarkthalle abgerissen wird. Eine weitere Variante präsentieren Gesa Brink und Hannah Gloyer vom Architekturbüro André Poitiers, die einen Abriss und einen Neubau auf dem Grundstück vorsieht. Nach Poitiers' Plänen sollen sechs neue Gebäude auf dem Areal errichtet werden, unter anderem eine Sporthalle für den FC St. Pauli. Für beide Präsentationen gibt es sowohl langen Beifall als auch gellende Unmutspfiffe.

Eine sachliche Diskussion kommt danach nicht zustande. Auch bei dieser Veranstaltung wird wieder deutlich, wie aufgeheizt die Stimmung im Quartier ist. Immer wieder sind wütende Zwischenrufe zu hören. Der Hauptkritikpunkt ist unschwer auszumachen: Es ist die für 4000 Zuschauer konzipierte Music Hall. Anwohner äußern vor allem ihre Sorge, dass die Lärmbelastung im Viertel durch die Halle immer größer werde, dass es nicht genügend Parkraum und zu wenig sozialen Wohnungsbau gebe.

Die Fraktionsvorsitzenden der Bezirksversammlung Mitte antworten auf die Fragen und Beiträge aus dem Publikum und machen deutlich, dass über jeden der insgesamt zehn Bausteine der Pläne diskutiert werden kann. Michael Osterburg (GAL) sagt, dass bei den Plänen geprüft werden müsse, welche der Entwürfe überhaupt finanziell realisierbar seien und ob die unter Denkmalschutz stehende Halle überhaupt abgerissen werden kann. Doch bevor es so weit sei, würden noch einige Jahre ins Land gehen. Vier Jahre in einem öffentlichen Beteiligungsverfahren nennt Markus Schreiber als möglichen Zeitraum. Der Bezirksamtsleiter verkündet auch, dass über eine Zwischennutzung frühestens im Sommer 2011 entschieden werden könne. Möglich sei ein Wochenmarkt. Die Tankstelle auf dem Areal soll vorerst nicht abgerissen werden - immerhin eine konkrete Nachricht.