Bezirksamtsleiter geht auf die Forderungen der Protestierenden nach einer Bürgerbefragung zur Zukunft des Real-Marktes ein

St. Pauli. Bezirksamtsleiter Markus Schreiber geht bei der Entwicklung des Real-Geländes von einer Bürgerbeteiligung und -befragung aus.

Hamburger Abendblatt:

Der Bezirk hat nach den heftigen Protesten gegen die ursprünglich geplante Music Hall eine Rolle rückwärts gemacht und will nun auf einmal das, was im Quartier gefordert wird: schnell wieder eine Nahversorgung mit Lebensmitteln. Haben Bezirk und Politik die Dinge falsch eingeschätzt; haben Sie Fehler gemacht?

Markus Schreiber:

Der Bezirk hat immer einen Supermarkt und eine Markthalle vorgesehen. Die Music Hall war nur eine Möglichkeit, die nie mehr als zehn Prozent der Fläche bespielen sollte. Nur medial stand ausschließlich die Music Hall immer im Vordergrund, dem hätten wir vielleicht mehr entgegentreten sollen.

Ein Wettbewerb um Stadtentwicklung hat meist mehrere Ergebnisse, die alle, wie vergleichbare Fälle zeigen, schnell Makulatur sein können. Wie geht es jetzt mit den verschiedenen Real-Wettbewerbsergebnissen konkret weiter?

Schreiber:

Ein einvernehmliches Ergebnis war, dass die Stahlkonstruktion der Halle erhalten werden soll und kein Neubau an diese Stelle gesetzt wird. Insofern gehe ich davon aus, dass nach einem Bürgerbeteiligungsverfahren, ähnlich dem zur Messeerweiterung, der Siegerentwurf zur Grundlage eines Bebauungsplanverfahrens gemacht wird.

Konkret wollen die Menschen schnell eine Zwischennutzung mit Lebensmittelversorgern. Was macht der Bezirk, um diese Forderung zu unterstützen?

Schreiber:

Wir beraten die Finanzbehörde und empfehlen ihr, eine Zwischennutzung mit Supermarkt, Markthalle und Moschee zu ermöglichen.

Mehrere Initiativen wollen jetzt eine große Befragung der St. Paulianer organisieren. Sind solche Ideen bei Politik und Verwaltung abwegig?

Schreiber:

Die Idee hatte ich auch schon.

Sie persönlich wünschen sich eine große Lebensmittel-Markthalle. Was wünschen Sie sich als ehemaliger Bewohner von St. Pauli sonst noch für das Real-Gelände?

Schreiber:

Stimmt, eine Markthalle fände ich toll. Außerdem einen normalen Supermarkt - ich habe dort früher im ehemaligen Real-Markt auch eingekauft. Und die Moschee müsste weiter dort bleiben können. Bei der Frage nach einer Music Hall oder alternativ einer Sporthalle wäre ich offen.