Wandsbeker CDU-Kreischef gewann zwar Direktkandidatur für Bundestagswahl. Gegner wollen sicheren Platz auf der Landesliste verhindern.

Hamburg. Nachdem Frank Schira den Machtkampf in der CDU Wandsbek um die Direktkandidatur zum Bundestag gewonnen hat, formieren sich hinter den Kulissen dessen Gegner. Sie wollen verhindern, dass Schira in den Bundestag einzieht. Konkret soll er daran gehindert werden, einen aussichtsreichen Platz auf der Landesliste für die Wahl im September erhalten. Dieser ist dann nötig, wenn Schira das Direktmandat nicht holt, was nach Lage der Dinge wahrscheinlich ist.

Nachdem sich Schira am Montagabend mit 211 zu 195 Stimmen knapp gegen den amtierenden CDU-Bundestagsabgeordneten Jürgen Klimke durchgesetzt hatte, rief er die mehr als 400 Parteifreunde in der Turnhalle des Gymnasiums Rahlstedt noch zum Zusammenhalt auf. Gemeint war das Klimke-Lager. Doch aus dem ist am Tag nach dessen Niederlage wenig Bereitschaft zur Unterstützung zu vernehmen. "Schira verhindern", lautet dort die Parole. Schira habe den Kreisverband Wandsbek gespalten und soll nicht nach Berlin.

"Ich halte es für wenig wahrscheinlich, dass Schira den Wahlkreis direkt gewinnt", sagt Joachim Lenders, Christdemokrat und Landeschef der Deutschen Polizeigewerkschaft und Klimke-Unterstützer. Und nicht nur das: "Ich fürchte, dass der CDU in Wandsbek das blüht, was der SPD in Eimsbüttel vor vier Jahren passiert ist." Damals hatte der SPD-Kandidat Danial Ilkhanipour das Direktmandat an Rüdiger Kruse (CDU) verloren. Der Wahlniederlage vorausgegangen waren SPD-interne Querelen bei der Kandidaten-Nominierung. Überraschend hatte Ilkhanipour seine Kandidatur bekannt gegeben und das Annen-Lager überrumpelt, indem er hinter den Kulissen für seine Mehrheit sorgte. Frank Schira weist den Eimsbüttel-Vergleich weit von sich: "Ich habe meine Kandidatur nicht durch die Hintertür erklärt, sondern ganz offen bereits im November."

Mag der Vergleich auch nicht treffend sein: Lenders, der im Vorfeld der Direktkandidatenwahl bereits heftig mit dem Kreischef aneinandergeraten war und mit dem Rückzug seiner eigenen Bewerbung für einen Eklat gesorgt hatte, bleibt auch nach dem Ergebnis von Montag deutlich in seiner Kritik an Schira: "Er hat als Kreischef versagt, er hat die CDU in Wandsbek gespalten", sagt Lenders. Allein das Wahlergebnis zeige, dass Schira keine breite Mehrheit hinter sich habe.

Nun ist die Diskussion um die Landesliste im vollen Gange. Es ist ein offenes Geheimnis, dass Frank Schira als Vertreter des mächtigsten CDU-Kreisverbandes Listenplatz zwei anstrebt. Gut möglich, dass der sogenannte 17er-Ausschuss, das aus unterschiedlichen Funktionären zusammengesetzte Wahlgremium, diesem Wunsch auch nachkommt. "Die werden Schwierigkeiten haben, Schira hinten rüberfallen zu lassen", sagt ein CDU-Mann. Allerdings hat der Ausschuss nur Vorschlagsfunktion. Die Landesliste beschließen können nur die Delegierten der Landesvertreterversammlung am 23. März. "Wenn der 17er-Ausschuss Schira auf Platz zwei vorschlägt, wird es eine Kampfkandidatur geben", sagt ein weiteres Parteimitglied. Gut möglich, dass es sich bei dem Gegenkandidaten dann um Rüdiger Krise handelt, der vom CDU-Kreisverband Eimsbüttel mit 74 zu zwei Stimmen zum Direktkandidaten gewählt wurde. Parteiintern wird seine Arbeit im Bundestag geschätzt.

Deshalb soll er durch einen sicheren Listenplatz abgesichert werden. Gesetzt ist auch Parteichef Marcus Weinberg, den Altona mit 72 Jastimmen (fünf Gegenstimmen) als Direktkandidaten ins Rennen schickt. Und schließlich will die Parteiführung eine Frau aus Hamburg in den Bundestag schicken.

Beste Chancen hat Herlind Gundelach, Kreisvorsitzende in Mitte, die sich am Freitag vom Kreisverband Harburg-Bergedorf zur Direktkandidatin wählen lassen will. Sie hätte bei einem Erfolg in zwei Tagen dann gleich zwei Kreisverbände hinter sich.

Karl-Heinz Warnholz, Chef des Ortsverbands Rahlstedt und Unterstützer von Schira, will dieser Partei-Arithmetik nicht folgen: "Ich bin ja nicht frauenfeindlich, aber wer sagt denn, dass auf Listenplatz drei eine Frau muss?" Außerdem sei die CDU in Wandsbek überhaupt nicht gespalten, die Kandidatur Frank Schiras sei ein Ausdruck urdemokratischer Kultur. "Und wir haben jetzt ein Ergebnis, das von allen akzeptiert werden muss", sagt Warnholz. Mit Warnholz hat Frank Schira zwar einen mächtigen Unterstützer an seiner Seite. Dennoch wird das Wahlergebnis von Montag nicht als Ausweis allzu großer Stärke gewertet. "Wenn es in Wandsbek schon so knapp zugeht, dann wird es auf Landesebene, wenn es um die Listenplätze geht, noch sehr viel härter", sagt ein Parteimitglied. Zudem würden sich bereits die Spitzen der Kreisverbände austauschen. Und auch dort sei die Stimmung kontra Schira.

Im Wandsbek heißt es, dass nicht alle Stimmen für Klimke auch seinem Lager zuzuschreiben seien. "Viele wollten damit eigentlich Schira verhindern." Um dies zu erreichen, verfolgen sie einen weiteren verwegenen Plan: Sie wollen Klimke dazu bewegen, sich auf die Landesliste setzen zu lassen.