Auch die Fruchtallee und die Bramfelder Chaussee sind betroffen. Vorwürfe an den Hamburger Senat: zu wenig gegen die Schäden getan?

Hamburg. Trotz des bisher milden Winters sind die Hamburger Straßen schon jetzt in einem ausgesprochen schlechten Zustand. Wegen der vielen tiefen Schlaglöcher mussten nun sogar Ausfallstraßen teilweise gesperrt werden. So wurde zum Beispiel auf der Fruchtallee in Eimsbüttel auf Höhe Emilienstraße ein Fahrstreifen abgesperrt. Auch die Bramfelder Chaussee ist von Sperrungen betroffen. Übersät mit Schlaglöchern sind außerdem der Mundsburger Damm und die Winsener Straße. Wegen massiver Schäden musste in einigen Bereichen, etwa in der Heimfelder Straße, die zulässige Höchstgeschwindigkeit von 50 km/h auf Tempo 30 herabgesetzt werden.

"Wir haben ein vermehrtes Beschwerdeaufkommen wegen Schlaglöchern", sagte Carsten Willms vom ADAC Hansa. "Auffällig ist, dass sich Hinweise vermehrt auf Schlaglöcher in den Hauptverkehrsstraßen richten." Das sei ungewöhnlich. Gerade diese 550 Kilometer des insgesamt rund 4000 Kilometer langen Hamburger Straßennetzes seien immer unter besonderer Beobachtung der Behörden.

Willms rechnet damit, dass die Hamburger auch in den kommenden zehn Jahren mit vermehrten Frostschäden leben müssen. So lange dürfte es dauern, bis die Straßen in der Hansestadt so saniert sind, dass sie Frost standhalten. Der Sprecher des Bezirks Hamburg Nord, Peter Hansen, nannte die aktuellen Schäden an den Straßen "außerordentlich heftig". In Altona sind nach Auskunft des Bezirksamts sogar die Schlaglöcher wieder aufgebrochen, die gerade erst vor der Frostperiode im Dezember 2012 saniert worden waren.

"Wir sehen den Wirtschaftsstandort Hamburg und die Mobilität der Bürger durch die fortschreitende Substanzverschlechterung der Verkehrsinfrastruktur ernsthaft gefährdet", warnte der Geschäftsführer des Landesverbandes Straßenverkehrsgewerbe, Frank Wylezol. "Wir können nicht nachvollziehen, dass in Hamburg 259 Millionen Euro in einem fragwürdigen Busbeschleunigungsprogramm versinken sollen, aber für den grundsätzlichen Erhalt der Straßeninfrastruktur weiterhin nicht genügend Mittel bereitstehen." Wylezol forderte "ein Mindesthaltbarkeitsdatum für Hamburgs Stadtstraßen und Autobahnen von 20 Jahren".

Unterdessen musste der Senat einräumen, dass er gar keinen Überblick über die aktuellen Schäden am Straßennetz hat. Dasselbe gilt für den Zustand der Radwege, für die die Sanierungsmittel sogar gekürzt wurden. Auf eine Anfrage des FDP-Verkehrspolitikers Wieland Schinnenburg nach den Schäden an Straßen und Radwegen antwortete der Senat jetzt, diese Daten würden "statistisch nicht erfasst". Schinnenburg kritisierte, wer nicht wisse, wo die Schäden zu finden seien, könne diese auch nicht "sachgerecht beseitigen". Der Senat lasse Autofahrer und Radfahrer mit Schlaglöchern allein und die Hamburger Wege weiter verfallen.

Diesen Vorwurf weist der Senat zurück. Im Haushalt stünden im laufenden Jahr 88 Millionen Euro für die Sanierung, sagte die Sprecherin der Verkehrsbehörde, Susanne Meinecke. "Gegenüber 2008 und den Vorjahren konnten die Haushaltsansätze damit fast verdoppelt werden."

Außerdem seien für die Sanierung die Bezirke zuständig. Die allerdings haben im vergangenen Jahr nicht einmal die verfügbaren Mittel komplett abgerufen. Laut Anfrage des CDU-Verkehrspolitikers Klaus-Peter Hesse wurde im Bezirk Harburg eine Million Euro nicht ausgegeben, die für Straßensanierung eingeplant war. In Eimsbüttel waren es laut "Bild" 681.000 Euro, in Hamburg Nord rund 400.000 Euro.