Nach dem ersten Frost gibt es überall in Hamburg neue Straßenschäden. ADAC Hansa befürchtet: Die Sanierung dauert noch zehn Jahre.

Hamburg. Kalendarisch hat der Winter noch nicht angefangen - seine Auswirkungen bekommen Hamburgs Autofahrer nach der ersten Frostperiode aber bereits jetzt zu spüren. Auf fast allen großen Straßen tun sich neue Schlaglöcher auf. Von mehreren Tausend dieser winterlichen Straßenschäden im Straßennetz geht man beim ADAC Hansa aus. Das Problem wird Hamburgs Autofahrer noch eine lange Zeit begleiten, so die Prognose von Experten. Das über 4000 Kilometer lange Straßennetz der Hansestadt ist zu marode für schnelle Lösungen.

Feine Netzrisse im Asphalt, manchmal kaum sichtbar, sind der Grund des Übels. Durch sie sickert Wasser ein, das gefriert, dann dehnt es sich aus. Der Asphalt platzt ab. Taut es, bleibt ein Schlagloch. "Hamburg hat eben lange Zeit seine Straßen vernachlässigt", sagt Carsten Willms vom ADAC Hansa. Täglich klagten ADAC-Mitglieder über den Zustand der Straßen. Zwar hat die Stadt, wie von Verkehrsexperten gefordert, in diesem Jahr fast 80 Millionen Euro ausgegeben, um Straßen zu sanieren. "Doch wir werden noch zehn Jahre brauchen, um den Sanierungsstau aufzuarbeiten", so Willms. Mehr Geld würde nach seiner Einschätzung nicht helfen. "Gerade in diesem Jahr ist oft von einem Baustellenchaos geredet worden. Noch mehr Straßensanierungen würden die Situation verschärfen. Wir sind an der Grenze des Machbaren."

In Sachen Schlaglöcher auf Hauptstraßen sind vor allem die Stadtteile im südlichen Hamburg betroffen. Das liegt an dem starken Lkw-Verkehr. "Über die 550 Kilometer Hauptstraßen, die es in Hamburg gibt, rollt rund 75 Prozent des gesamten und ein Großteil des Lkw-Verkehrs", so Willms. Die Schäden, die durch Lastwagen entstehen, sind überproportional. "Von einem Lkw geht, je nach der Zahl der Achsen, eine Belastung aus, die 60.000- bis 100.000-mal so hoch ist wie durch einen Pkw", so Willms. Daher sei es nicht verwunderlich, dass Strecken wie die Harburger Chaussee in Wilhelmsburg, über die täglich besonders viel Schwerverkehr rollt, mit Schlaglöchern übersät sind. "Wir haben zudem festgestellt, dass viele Beschwerden über Schäden in Tempo-30-Zonen kommen", so Willms. Das läge vor allem daran, dass gerade in diesen Bereichen in den vergangenen Jahren wenig saniert wurde.

"Wir werden auch in den kommenden Jahren im gleichen Umfang wie in diesem Jahr Mittel für die Sanierung der Straßen bereitstellen", sagt dazu Susanne Meinecke, Sprecherin bei der Behörde für Wirtschaft, Verkehr und Innovation. Bei der Planung der Straßensanierungen stimme man sich mit dem ADAC auch im Hinblick auf die Belastung durch Baustellen ab. "Das klappt sehr gut", sagt Meinecke.

Aktuell können die neuen Schlaglöcher nur "geflickt" werden. Trupps des Landesbetriebs Straßen, Brücken und Gewässer (LSBG) sind auf den Hauptverkehrsstraßen, Mitarbeiter der Bauhöfe auf den Straßen unterwegs, die im Verantwortungsbereich der Bezirksämter liegen. Die Reparaturtrupps füllen Schlaglöcher mit Kaltasphalt. "Eine Notmaßnahme", sagt Willms.

So soll nicht nur eine Gefahr für Fahrzeuge gebannt werden. Auch das weitere Einsickern von Wasser in die Fahrbahn und damit weitere Schäden soll der Kaltasphalt verhindern, der bis zu einer Temperatur von minus zehn Grad verarbeitet wird. "Richtiger Asphalt kann nur bei dauerhaften Plusgraden, also nach dem Ende der Frostperiode im Frühjahr, verbaut werden."

Zuständig für die Erfassung der Schlaglöcher sind die Wegewarte der Bezirke. Sie können direkt über das Internet bei hamburg.de informiert werden."Bei Hauptverkehrsstraßen wird schnell, bei Schäden in Nebenstraßen innerhalb von zwei Wochen reagiert." Das hat einen rechtlichen Hintergrund: Die Stadt unterliegt der Verkehrssicherungspflicht. "Ist die Verwaltung über eine Gefahrenquelle wie ein Schlagloch informiert worden, ist sie auch gezwungen zu handeln", so Willms. Sonst drohen Schadenersatzklagen.