Statt provisorisch zu flicken, sollen Straßenschäden grundlegend beseitigt werden. Doch es fehlen die Mittel

Hamburg. Die Flickschusterei der vergangenen Jahre bei den Winterschäden auf unseren Straßen hat nicht viel genützt. Schlimmer noch: Auf einigen der so provisorisch ausgebesserten Straßen sind die Schäden in diesem Winter so groß, dass einzelne Fahrspuren gesperrt werden müssen, um die Verkehrssicherheit zu gewährleisten. "Sogar die im Vorfeld sanierten Schlaglöcher sind wieder aufgebrochen", sagte Nils Fischer, Sprecher im Bezirksamt Altona. Ein tiefes Schlagloch, das wenige Tage nach der Reparatur wieder aufbrach, ist auch in der Bürgerweide im Bezirk Mitte.

Andere Hauptverkehrsadern sind auch betroffen: Auf der Fruchtallee im Bezirk Eimsbüttel ist die mittlere von drei Spuren gesperrt. Wer in Richtung Innenstadt fährt, steht hinter dem Eimsbütteler Marktplatz ohne Ankündigung plötzlich vor Absperrungen. Auch auf der Bramfelder Chaussee zwischen Owiesenstraße bis kurz nach der Einmündung Rahnstraße im Bezirk Wandsbek ist eine Fahrspur gesperrt.

Autofahrer, die die Fruchtallee nutzen, kennen die Schlaglöcher schon. Sie treten jedes Jahr wieder auf.

Denn genau hier zeigt sich der - sehr teuere - Teufelskreis der Flickschusterei. Die Schlaglöcher wurden in den vergangenen Jahren nur hilfsweise mit Kaltasphalt zugestopft. Mit dieser Notmaßnahme werden Löcher ausgebessert, die so tief sind, dass Schäden an den Autos entstehen können, und die Bezirke Schadenersatz zahlen müssen. Denn sie sind verpflichtet, die Straßen instand zu halten.

Kaltasphalt kann man auch bei Minustemperaturen verwenden, doch er steckt nur wie ein Pfropf im Schlagloch. Folge: Wenn eingedrungenes Wasser sich bei Frost ausdehnt, wird der Pfropf rausgerückt, und das Schlagloch ist wieder da. Noch tiefer als zuvor. Um ein Schlagloch fachgerecht mit heißem Asphalt zu sanieren, muss der Boden trocken und mindestens fünf Grad warm sein. Das ist erst nach dem Winter möglich. "Mit Beginn der frostfreien Periode werden die provisorisch hergestellten Flächen gefräst und fachgerecht wiederhergestellt", sagt Christoph Lindemann, Leiter im Fachamt Management des öffentlichen Raumes.

Für Notmaßnahmen mit Kaltasphalt geben die Hamburger Bezirke viel Geld aus. Allein in Bergedorf wurden 150.000 Euro für das Jahr 2013 bereitgestellt. Das sei "nach dem Erfahrungswert der vergangenen Jahre" nötig. Aktuell sei die Lage bei den Schlaglöchern in Hamburgs östlichstem Bezirk "sehr überschaubar".

Anders im Bezirk Nord. Dort ist die Zahl der Schäden zu Beginn dieses Jahres "außerordentlich hoch", wie Amtssprecher Peter Hansen dem Hamburger Abendblatt sagte. Der Bezirk hat auch sehr schnell reagiert und gleich nach Silvester die arg zerlöcherte Fuhlsbüttler Straße in Höhe des ehemaligen Krankenhauses notdürftig wieder befahrbar gemacht. Die Schlaglöcher waren dort so tief und zahlreich, dass die Autofahrer von sich aus langsam und in Slalomlinien fuhren.

Der Bezirk Mitte hat für dieses Jahr 1,1 Millionen Euro für die "Unterhaltung, Instandsetzung und Betriebsausgaben" bereitgestellt. "Wir haben auch den meisten Verkehr. Allerdings geht die Summe nicht nur für Kaltasphalt drauf", sagt Amtsleiter Andy Grote. Altona hat für 2013 genau 1,1 Millionen Euro für "nichtinvestive Schadensbeseitigung" im Topf und verspricht, Gefahren sofort zu beseitigen.

Die Kritik an der Flickschusterei und den nach dem Jahreswechsel immer wieder auftretenden Schlaglöchern kommt nicht nur vom ADAC und den Verkehrsverbänden, sondern auch aus den Bezirken. Es fehle Geld für die Grundinstandhaltung. Hansen: "Wir müssen die Substanz der Straßen verbessern." Auch im Süden Hamburgs, wo es in den vergangenen Jahren besonders viele Schäden gab und viel repariert wurde, wuchs die Zahl der Schlaglöcher, zum Beispiel im Langenbeker Weg und in der Waltershofer Straße.