Wer eitel ist, kann sich heute für Geld viel kaufen: Maßanzüge oder Sportwagen. Doktortitel sind mitunter auch interessant...

Hamburg. Promovierte Führungskräfte in kaufmännischen Positionen verdienen im Schnitt 139 000 Euro jährlich, 20 000 Euro mehr als ihre Kollegen ohne entsprechenden Titel auf der Visitenkarte, wie eine Kienbaum-Studie ergab.

Doktortitel, die etwas taugen, sind allerdings nicht aus dem Katalog zu haben. Ein "kirchlicher Doktor" etwa, der gegen eine "Spende" im Internet erhältlich ist, dürfte Personalabteilungen wenig beeindrucken. Nachteile haben auch Promotionen in Osteuropa, die "innerhalb weniger Semester und ohne Präsenzpflicht" (Werbung "Internationaler Akademischer Austauschdienst") legal einen akademischen Titel verheißen - deutsche Abschlüsse öffnen zuverlässiger Karrieretüren. Bei dieser Interessenlage verwundert es kaum, dass die Staatsanwaltschaft gegen 100 Professoren ermittelt, die gegen satte Geldzahlungen den Zugang zum Titel vereinfacht haben sollen - auch an der Universität Hamburg. Dort versichert Sprecherin Birgit Kruse: "Unsere Standards bei der Vergabe von Titeln sind sehr hoch, wir legen großen Wert darauf, dass diese eingehalten werden."

Wer könnte diese Leistungskontrollen umgehen und warum? Wer seinen Master mit guten Noten abgeschlossen hat, direkt danach eine Promotion anstrebt und zu dieser unbezahlten Arbeit bereit ist, wird seinen Titel redlich erwerben können. Interessenten aber, die bereits länger im Job sind, kaum Kontakte mehr zur Uni haben und zudem nicht über brillante Abschlussnoten verfügen, finden nicht so leicht einen Doktorvater. Hier helfen "Promotionsvermittler", also Firmen, die Kontakte vermitteln und teilweise auch Service bei der Erstellung der Arbeiten anbieten - Letzteres verstößt zwar gegen die Prüfungsordnung, ist aber nicht mit Korruption gleichzusetzen. Fließt hingegen Schmiergeld bei der Zulassung, erschwert die geringe Zahl der Mitwisser eine Aufklärung: Doktorand, Agentur, Professor - "Teuflisches Dreieck", wird das genannt.

Ist ein "Kunde" erst zugelassen, dürfte weiteres Schummeln schwerfallen. Eine Prüfungskommission bewertet die Arbeit - während der in Hamburg gängigen "Disputation" muss der Prüfling zudem mündlich Fragen beantworten - wer seine Arbeit nicht selbst geschrieben hat, wird da kaum durchkommen. Anfälliger für Korruption ist das - an einigen Hochschulen häufiger praktizierte - "Rigorosum", bei dem teilweise nur der Doktorvater fragt. Bei entsprechendem Abkommen also ein Heimspiel für den "Doktoranden".