Risse am Tunnelgebäude? Umweltverband fordert Aussetzung des Erörterungstermins. HPA will “Präzisierung“ der Planungen.

Hamburg. Kann der Bau der Fernwärmetrasse für das Kohlekraftwerk Moorburg zu Schäden am Alten Elbtunnel und dem Schachtgebäude am Hafen führen? Das zumindest befürchtet der Hamburger Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND). Deshalb fordern die Umweltschützer - die grundsätzlich gegen die Fernwärmeleitung sind - die Aussetzung des für Freitag angesetzten Erörterungstermins, bis weitere Untersuchungsergebnisse vorliegen. Auch die für den seit 2003 unter Denkmalschutz stehenden Elbtunnel zuständige Hamburg Port Authority (HPA) fordert eine "Präzisierung" der Unterlagen.

Es geht um die Frage, wie nah das Schachtgebäude und der Alte Elbtunnel an der sogenannten Setzungsmulde liegen. Das ist der Bereich, aus dem Sediment von oben nachrutscht, wenn unten für die Fernwärmeleitung gebuddelt wird. Würde das Schachtgebäude auf der Setzungsmulde stehen, könnte die Erde durch die Arbeiten im Untergrund nachgeben und so Risse oder weitere Schäden am Elbtunnelgebäude verursachen - so jedenfalls die Angst des BUND.

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Nach Auskunft von Vattenfall habe sich das Unternehmen in seinen Gutachten bisher lediglich auf den Abstand zwischen geplanter Fernwärmetrasse und den Elbtunnelröhren unter der Erde konzentriert.

Neben dem BUND sieht auch die HPA an dieser Stelle der Planungen einen "Präzisierungsbedarf der Unterlagen". Beim Thema der möglichen "setzungsbedingten Schäden" müsse nachgearbeitet werden, sagte HPA-Sprecher Alexander Schwerter dem Abendblatt. Vattenfall bestätigt diesen "Hinweis" von HPA. Dem Wunsch werde im laufenden Genehmigungsverfahren entsprochen werden, sagte Vattenfall-Sprecher Stefan Kleimeier.

Der Energiekonzern will eine 12,4 Kilometer lange Fernwärmetransportleitung zwischen dem künftigen Kraftwerk Moorburg einer betriebseigenen Pumpstation am Haferweg in Altona bauen. Nur wenige Wochen vor dem anberaumten Erörterungstermin hat Vattenfall seine Planungen für den Trassenverlauf verändert. Ursprünglich sollten die Rohre unter dem Dock 17 von Blohm + Voss verlaufen. Dann aber hatte das Unternehmen Sorge, dass die Tunnelarbeiten das Dock verformen und beschädigen könnten. Deshalb hatte Vattenfall kurzfristig eine neue Variante in die Planungen mit eingebracht - eine, die nun eventuell den Elbtunnel gefährden könnte.

Die für die Plangenehmigung zuständige Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt (BSU) wird der Forderung des BUND nach Aussetzung des Erörterungstermins nicht nachkommen. "Der Termin in den Messehallen wird von Freitag an wie geplant stattfinden", sagte BSU-Sprecher Volker Dumann. Dieser werde sich bis in die Folgewoche hinziehen. Im Rahmen des Termins würden dann auch die möglichen Probleme am Alten Elbtunnel besprochen. Nach Angaben des BUND liegen schon jetzt mehr als 4600 Einwendungen gegen die Trasse vor.

Das Kohlekraftwerk Moorburg soll spätestens im Jahr 2013 ans Netz gehen, die Trasse nach derzeitigen Planungen 2015/2016 fertig sein.