Ralf Lindenberg sieht “unüberbrückbare Differenzen“ mit der neuen Landesvorsitzenden Sylvia Canel. Sechs Jahre war Lindenberg im Amt.

Hamburg. Nur eine Woche nach der überraschenden Wahl der FDP-Bundestagsabgeordneten Sylvia Canel zur Landesvorsitzenden ist der Führungsstreit bei den Elb-Liberalen wieder voll ausgebrochen. Schatzmeister Ralf Lindenberg wird am Montag auf der Sitzung des Landesvorstands seinen sofortigen Rücktritt erklären.

Der Unternehmer nennt "unüberbrückbare Differenzen mit der Landesvorsitzenden" als Grund für den Rückzug vom Amt, das er sechs Jahre innehatte. "Es besteht ein erheblicher Mangel an Vertrauen. Eine weitere Zusammenarbeit ist unzumutbar", sagte Lindenberg aufgrund seiner Erfahrungen im Landesvorstand dem Abendblatt.

Nach dem Wiedereinzug der FDP in die Bürgerschaft hatte sich die Lage in dem seit Jahren zerstrittenen und von Personalquerelen erschütterten Landesverband zunehmend beruhigt. Zuvor hatte es heftige Auseinandersetzungen zwischen den beiden Bundestagsabgeordneten Canel und Burkhardt Müller-Sönksen auf der einen und dem damaligen Parteichef Rolf Salo auf der anderen Seite gegeben. Lindenberg erinnert sich an nächtelange Sitzungen der Parteispitze, in denen es "nur um persönliche Eitelkeiten" gegangen sei.

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Der Machtkampf war spätestens in dem Moment zugunsten Salos entschieden, als er sich vor einem Jahr gegen Canel bei der Wahl des Parteichefs durchsetzte. Lindenberg, der sich selbst keinem der beiden Lager zurechnet, hatte sich für Salo ausgesprochen. Vor sechs Wochen wiederum trat Salo "aus persönlichen Gründen" überraschend als Parteichef zurück. Der Unternehmer war einerseits offenbar zermürbt von den jahrelangen parteiinternen Querelen. Salo sah sich aber auch in einer wichtigen Frage isoliert: Er war als Einziger in der Parteispitze dagegen, den Rücktritt des damaligen Bezirksamtsleiters von Hamburg-Mitte, Markus Schreiber (SPD), wegen der Hintergründe des Todes der elfjährigen Chantal zu fordern.

Zwar galt das Rennen um die Salo-Nachfolge am vergangenen Wochenende als offen. Dennoch hatten offenbar viele Anhänger des Salo-Lagers nicht ernsthaft damit gerechnet, dass sich diesmal Canel durchsetzen würde.

Canels Ankündigung nach ihrer Wahl, sie wolle die Partei einen, hat mit dem Rücktritt Lindenbergs einen Dämpfer erhalten. Es ist das Verdienst des Unternehmers, den Landesverband aus seiner finanziellen Schieflage befreit und saniert zu haben.#