In dieser Woche erhielt die Centrums-Moschee einen Drohbrief mit den Worten “Terra christiana est“ (Die Erde ist christlich).

Hamburg. Bischöfin Maria Jepsen mahnt in der Debatte um öffentliche Muezzin-Rufe zur Besonnenheit. "Die Heftigkeit mancher Reaktion erstaunt mich schon", sagte sie gestern. Allerdings erhalte sie für ihre Äußerung, der Ruf zum Freitagsgebet sei unter bestimmten Bedingungen vorstellbar, auch viel Zustimmung. Die verschiedenen Gruppierungen müssten miteinander ins Gespräch gebracht werden, fordert die Bischöfin. "Das ist ein sehr sensibles Thema, das sich nicht eignet für Schlagzeilen, sondern für Gespräche."

In dieser Woche erhielt die Centrums-Moschee einen Drohbrief mit den Worten "Terra christiana est" (Die Erde ist christlich). In dem Schreiben wurde mit Brandsätzen gedroht, sollte der Gebetsruf Realität werden. Jepsen erklärte gestern, durch die Globalisierung sei vieles ins Wanken geraten; die Menschen suchten nach der eigenen Identität und hätten Angst, wenn Fremdes auf sie zukomme.

"Wir müssen über bestimmte Themen reden, weil wir uns nur als aufgeklärte Menschen auf Fremde wirklich einlassen können", sagte Jepsen. Hier habe es seit der Anwerbung von "Gastarbeitern" in Deutschland Versäumnisse gegeben. "Wir haben nicht deutlich genug darauf reagiert, dass sie Menschen mit anderem religiösen und kulturellen Hintergrund sind." Sie verwies auf das entschiedene Eintreten der Kirchen für weltweite Religionsfreiheit.

Ebenso hätten es sich viele Muslime in Hamburg zur Aufgabe gemacht, Religionsfreiheit in ihren Heimatländern so zu fördern, wie sie es in Deutschland erlebten. Jepsen: "Ich möchte nicht 'Wie du mir, so ich dir', sondern wir wollen als Christen für Menschen eintreten, die ihre Religion ausüben, solange sie nicht anderen schädlich ist." Hamburgs katholischer Erzbischof Werner Thissen hatte die Muezzin-Diskussion "verfrüht und unangemessen" genannt (wir berichteten).