Wie man sich schützen kann und was für die Betroffenen getan wird, erläutert Prof. Ansgar Lohse, Gastroenterologe am UKE.

Hamburg. Hamburger Abendblatt: Bei welchen Symptomen sollte man zum Arzt gehen?
Prof. Ansgar Lohse : Das Hauptsymptom einer EHEC-Infektion ist blutiger Durchfall. Nur wer davon betroffen ist, sollte sich möglichst schnell untersuchen lassen. Ein normaler Durchfall ist in der Regel kein Grund zur Sorge.

Wie ansteckend ist die Erkrankung?
Lohse : Sehr ansteckend. Zehn bis 100 Bakterien genügen, um sich zu infizieren. Und selbst wenn die Infektionsquelle nicht mehr aktiv sein sollte, kann der Keim womöglich noch durch verseuchte Lebensmittel oder von Mensch zu Mensch übertragen werden.

Was können wir bedenkenlos essen?
Lohse : Wer auf Nummer sicher gehen will, sollte Salat, Gurken und rohe Tomaten vorerst ganz meiden, bis das Risiko geklärt ist, oder diese Lebensmittel und anderes rohes Gemüse zumindest sehr gründlich waschen, am besten mit Handschuhen. Gekochtes Gemüse und alles, was bei mehr als 70 Grad erhitzt wird, ist unbedenklich.

Was sollte man im Umgang mit anderen Menschen beachten?
Lohse : Die Ansteckungsgefahr im allgemeinen Umgang ist minimal, solange man nach dem Kontakt mit anderen Menschen oder mit Türklinken oder Ablagen nicht mit den Fingern an den Mund geht und sich mehrmals pro Tag gründlich die Hände wäscht.

Warum werden einige Menschen durch die Erreger krank und andere nicht?
Lohse : Das wissen wir nicht. Allerdings ist es bei fast allen Infektionskrankheiten so, dass einige Patienten krank werden und andere geschützt sind. Klar ist, dass alle Patienten von dem gleichen EHEC-Erreger befallen worden sind.

Schwer erkrankt sind bisher sowohl junge als auch alte Menschen.
Lohse : Jeder Patient, ob jung oder alt, wehrt sich gegen diese Keime. Wie stark sich die Keime vermehren und wie viel Gegenwehr der Körper leistet, ist aber von mehreren Faktoren abhängig. Man kann nicht so einfach sagen: je jünger der Patient, desto stärker seine Abwehrkräfte, je älter, desto schwächer. Hinzu kommt, dass Menschen unterschiedlich gut Komplikationen verkraften. Wenn ein Patient schon an einer anderen Krankheit leidet, ist es sicherlich schwieriger, sich gegen die Keime zu wehren. Das mag ein Grund dafür sein, dass bisher eher ältere Menschen erkrankt und auch gestorben sind.

Wie werden EHEC und HUS behandelt?
Lohse : Wenn infolge einer EHEC-Infektion blutiger Durchfall auftritt, verlieren die Patienten Flüssigkeit. Deshalb führen wir neue Flüssigkeit zu. Außerdem stabilisieren wir den Kreislauf der Patienten; einigen geben wir Schmerzmittel. Wenn es zum Hämolytisch-urämischen Syndrom (HUS) kommt, führen wir einen Austausch des Blutplasmas durch. Bei dieser sogenannten Plasmapherese werden schädliche Eiweiße aus dem Körper entfernt.

Bei einigen Patienten bringt die Plasmapherese keine Besserung. Warum?
Lohse : Weil sie nicht das Grundübel entfernen kann: die Bakterien und das Gift, das diese im Darm herstellen. Letztendlich muss das Immunsystem selbst mit den Keimen fertig werden.

Zwölf HUS-Patienten am UKE werden mit dem Antikörper Eculizumab behandelt. Wie sind die Erfolgsaussichten?
Lohse : Das Krankheitsbild von HUS ist sehr komplex. Die Nieren können geschädigt werden, aber auch das Gehirn und andere Organe. Ob der Antikörper nur einen Schritt dieser Kaskade hemmt oder eine darüber hinausgehende, nachhaltige Wirkung zeigt, können wir womöglich erst nach mehreren Wochen genauer sagen. Denn auch wenn sich eine kurze Besserung zeigt, könnte sich die Krankheit einige Tage später wieder verschlechtern.