Präsident spricht von “vernünftiger Idee“ für Sparplan. Die Handelskammer macht sich für die Qualität der Hochschulen stark.

Hamburg. Der Präsident der Technischen Universität Harburg, Garabed Antranikian, hat der Idee zugestimmt, die HafenCity-Universität (HCU) mit seiner Hochschule zu fusionieren, um Verwaltungskosten zu sparen und somit den vom Rotstift bedrohten Wissenschafts-Etat zu entlasten. "Wir sind offen für diese vernünftige Idee", sagte Antranikian dem Abendblatt. Es mache wenig Sinn, kleine Universitäten neu zu gründen, zwei Verwaltungen zu finanzieren, wenn Struktur und Ausstattung vorhanden seien. "Wir haben die nötigen Räume und Labore, die Synergieeffekte wären sehr hoch." Zudem würden dann mehr Studierende nach Harburg ziehen, was eine "gute Maßnahme für den Sprung über die Elbe" wäre, so der Hochschulchef.

Vor einigen Jahren hatte Ex-Wissenschaftssenator Jörg Dräger (parteilos, für die CDU) die HCU aus der TU Harburg ausgegliedert. Offene Arme im Süden, klare Ablehnung im Norden: Der Präsident der kleinen Hochschule mit rund 2000 Studierenden, Walter Pelka, hält von einer Wiedervereinigung wenig; sie würde nach seinen Angaben nicht mal Geld sparen. "Eine Fusion wäre teuer, weil die Kosten für einen Studienplatz bei uns erheblich niedriger sind als an der TU Harburg", sagte Pelka. Auch wies er zurück, dass es aus seinem Haus erneut eine finanzielle Nachforderung gegeben habe für den Uni-Neubau in der HafenCity, dessen Kosten sich bereits mit 66 Millionen Euro annähernd verdoppelten. "Wir haben weitere, durch Inflation bedingte Mehrkosten aufgefangen, indem wir etwa auf entbehrliche Ausstattung verzichtet haben", so Pelka.

Wissenschaftssenatorin Dorothee Stapelfeldt (SPD) ließ mitteilen, es gebe "keinerlei Überlegungen" hinsichtlich einer Fusion: "Die HCU ist fester Bestandteil der Wissenschaftsstadt Hamburg." Nach Informationen des Abendblattes kursieren derartige Szenarien aber in SPD-Kreisen, ebenso weitere Fusionen von Uni-Verwaltungen, um Einsparungen zu erreichen. Ebenfalls in den Fokus geraten war die teils öffentlich finanzierte Hamburg Media School (HMS) die laut Rechnungshof nicht ausreichend private Spenden aufbringt und daher am Tropf des Steuerzahlers hängt. "Wir beteiligen uns nicht an Spekulationen", hieß es in der HMS.

Allerdings würde eine Streichung von HCU und HMS nicht annähernd die "chronische Unterfinanzierung" der Unis beseitigen können, von der derzeit sämtliche Parteien sprechen. Der SPD-Senat steht weiter dafür in Kritik, an seinem 13-Millionen-Euro Sparplan für den Wissenschaftsetat festzuhalten. Auch die Handelskammer protestiert: "Aus Sicht der Wirtschaft kann es keinen Zweifel daran geben, dass von den Beteiligten alle Anstrengungen unternommen werden müssen, um die Hochschulen auf einen Spitzenplatz im nationalen und internationalen Wettstreit zu bringen", sagte Handelskammer-Präses Fritz Horst Melsheimer.

"An einem Scheideweg", stehe Hamburg, sagte Philipp-Sebastian Kühn (SPD). Man wolle eine Stärkung der Wissenschaft erreichen - klar sei aber auch: Man könne von Hochschulen nur das erwarten, was der Senat "bereit und in der Lage ist" zu finanzieren. Man müsse "Schritt für Schritt" vorgehen.

Wie sind Realität und Anspruch? Uni-Präsident Dieter Lenzen weigert sich zwar, Sparvorschläge zu unterbreiten. Auf einer Tagung legte er neulich aber Szenarien vor - nicht ohne Sarkasmus. Darunter etwa:

"Abwicklungsoption": Hamburg verzichtet auf wissenschaftliche Einrichtungen und kauft Studienplätze und Forschung im Umland. Vorteil: "Flexibler Mitteleinsatz". Nachteile : "Keine Steuerungsmöglichkeit, intellektuelle Verarmung, Imagekatastrophe"

"Weiter-so-Option": Das Land nimmt keine Korrekturen am Kurs der Unterfinanzierung vor. Vorteil: "Konfliktvermeidung". Nachteil: "Zementierung des Status quo der Indifferenz zwischen den Ligen".

"Regionaloption": Hamburg bildet nur noch Landeskinder aus. Vorteil: "Kostensenkung auf etwa 40%". Nachteile: "Schlechte Ausbildungsqualität, Weggang qualifizierter Wissenschaftler".

"Profiloption": Weniger Studienplätze, Investition nur noch in Spitzenbereiche. Vorteil: "Höchste Qualität in wenigen Bereichen". Nachteil: "Aufgabe der Volluniversität mit ihren Potenzialen".

Nordoption: Gründung einer "norddeutschen Gesamtuniversität" in Bremen, Hamburg, Schleswig-Holstein und Mecklenburg Vorpommern. Vorteil : Chance auf eine "kritische Masse". Nachteil : Schwer lösbare Abstimmungsbedarfe der Länder.

Stiftungsoption: Hochschulen werden nur noch von Stiftungen getragen. Vorteil : "Autonomisierung der Hochschulen". Nachteil : "Entzug der Hochschulen aus der staatlichen Steuerung".

Lenzen ließ durchblicken, dass keines dieser Szenarien wünschenswert sei. Die Uni scheint fest entschlossen, nicht nachzugeben.