Der Behinderten-Beauftragte des Bundes, Hubert Hüppe (CDU), mahnt aber mehr Geld für Inklusion an. Hamburg im Bundesvergleich vorn.

Hamburg/Berlin. Lob für Hamburg, aber auch eine Mahnung: Der Behinderten-Beauftragte der Bundesregierung, Hubert Hüppe (CDU), hat die gesetzliche Verankerung des Schulwahlrechts für Kinder mit Förderbedarf als "inklusives Beispiel" ausgezeichnet, zugleich aber zusätzliche Ressourcen bei der Umsetzung angemahnt. "Hamburg ist im Bundesvergleich sehr weit", sagte Hüppe dem Abendblatt bei einem Besuch in der Hansestadt. "Aber zu glauben, ein Wahlrecht zum Nulltarif zu schaffen, klappt nicht. Man muss für die Übergangszeit mehr Geld in die Hand nehmen."

Außer Hamburg haben bislang nur die Bundesländer Bremen und Schleswig-Holstein die Uno-Menschenrechtskonvention umgesetzt. Die neue Regelung gilt seit 2010. Die Folge: Während früher 17 Prozent der Förderschüler an einer allgemeinbildenden Schule angemeldet wurden, waren es im vergangenen Jahr 53 Prozent. Aus Sicht von Hüppe hat Hamburg unterschätzt, dass so viele Eltern den gemeinsamen Unterricht wollen. "Es war klar, dass es Probleme geben wird", sagte er. "Die müssen gelöst werden."

+++ In Blankenese funktioniert die Inklusion - von unten +++

Zwar hatte der SPD-Senat bereits im vergangenen Jahr 120 zusätzliche Stellen für Sozialpädagogen bewilligt, aus Sicht von Eltern, Pädagogen und Schulen ist das aber zu wenig. Seit Monaten kritisieren sie Schulsenator Ties Rabe (SPD) und fordern Verbesserungen seines Konzepts "Inklusive Bildung in Hamburg". Im Mittelpunkt steht dabei, dass sich mit der Einführung der Inklusionsklassen der Schlüssel für Doppelbesetzungen im Vergleich zu den bisherigen Integrativklassen und Integrativen Regelklassen verschlechtert. Künftig gibt es etwa für Kinder mit sonderpädagogischen Förderbedarf in den Bereichen Lernen, Sprache sowie emotionale Entwicklung eine pauschale Zuweisung von zusätzlichen 3,5 Stunden. "Trotzdem hat Hamburg im bundesweiten Vergleich am meisten Geld zur Verfügung", sagte die Hamburger Senatskoordinatorin für die Gleichstellung behinderter Menschen, Ingrid Körner.

Trotz der aktuellen Kritik gebe es keinen Weg zurück in die alten Strukturen, betonte auch Bundespolitiker Hüppe. "Das hat ja auch nicht geklappt, wenn man sich die Vermittlungschancen von behinderten Menschen auf dem Arbeitsmarkt ansieht." Langfristig werde das gemeinsame Lernen nicht teurer sein. Derzeit laufe ein Anpassungsprozess unter den Beteiligten. "Es ist aber auf Dauer eine Investition, die sich lohnt."

Hamburg ist derzeit mit drei Projekten auf der "Landkarte der inklusiven Beispiele" vertreten. Ein Beirat hat neben der Schulbehörde auch das Zentrum für Disability Studies (Behinderten-Forschung) und die Schule der Schlumper, einem Kooperationsprojekt behinderter Maler mit der Louise-Schroeder-Schule in Altona, ausgewählt. Bundesweit gibt es 162 beispielhafte Projekte. (mik)