Das denkmalgeschützte Gebäude der Oberfinanzdirektion könnte zum Hotel umgebaut werden. Behörde bereitet Gebotsverfahren vor.

Hamburg. Die Oberfinanzdirektion am Rödingsmarkt gehört zu den besonders markanten Häusern in der Innenstadt. Das leicht geschwungene, denkmalgeschützte Gebäudeensemble liegt direkt gegenüber dem Hochbahn-Viadukt. Noch gibt es mehr als 100 Beschäftigte der Finanzbehörde und der Bundesfinanzdirektion Nord in dem Objekt unweit der Heiligengeistbrücke.

Nach Abendblatt-Informationen soll die Immobilie jetzt verkauft werden: "Wir bereiten ein Gebotsverfahren vor", bestätigte Daniel Stricker, Sprecher der Finanzbehörde, auf Anfrage. Das Gebäude befindet sich im Besitz der Stadt Hamburg und des Bundes.

Für Immobilienentwickler dürfte das Gebäudeensemble mit rund 15.000 Quadratmeter Grundfläche sehr interessant sein. Denn das Objekt könnte künftig auch zum Hotel umgebaut werden. Auch Läden und Gastronomie ließen sich dort unterbringen.

"Wir haben hier ein Gebäude mit Charme in erstklassiger Lage. Die Nachfrage sowohl bei Nutzern als auch bei Projektentwicklern nach dieser Immobilie dürfte groß sein", sagt Andreas Wende, Niederlassungsleiter von Jones Lang LaSalle. Das Unternehmen ist auf Dienstleistungen in diesem Bereich spezialisiert. Mit der neuen Nutzung des Gebäudes würde auch der Rödingsmarkt aufgewertet, sagt Wende.

+++ Millerntorplatz: Protestzug gegen die Wohnungsnot +++

+++ Wohnungen und Häuser für 6,2 Milliarden Euro verkauft +++

+++ Hotel Atlantic steht offiziell unter Denkmalschutz +++

Auch Markus Schreiber (SPD), Leiter des Bezirksamts Mitte, unterstützt eine neue Nutzung: "Durch den Verkauf wird dieses Juwel endlich der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Eine Hotelnutzung, durchmischt mit Läden und Gastronomie, wäre eine attraktive Option für dieses Gebäude." Die Lage sei perfekt - in der Innenstadt, unweit von Hafen und Elbphilharmonie -, preist Schreiber die Vorzüge. Die Preisvorstellungen für die Immobilie sind nicht bekannt, dürften aber im zweistelligen Millionenbereich liegen.

Die Dienststellen der Finanzbehörde und der Bundesfinanzdirektion werden bis 2013 aus dem Gebäude ausziehen. Diese sollen nach Abendblatt-Informationen dann in der Nähe des Hafens untergebracht werden. Mit dem Verkauf eigener Immobilien hat die Stadt Hamburg Erfahrung und im Jahr 2006 dadurch fast eine Milliarde Euro eingenommen. Damals wurden 90 Objekte veräußert, darunter "Premium-Immobilien" in der Innenstadt wie die Finanzbehörde am Gänsemarkt oder die Justizbehörde an der Straße Drehbahn.

Eine andere begehrte Immobilie ist das Gebäudeensemble der Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt (BSU) an der Stadthausbrücke. Für dieses hatte die Quantum Immobilien AG bereits 2009 den Zuschlag erhalten und soll dafür rund 54 Millionen Euro bezahlt haben. Die Behörde zieht 2013 in ein neues Gebäude nach Wilhelmsburg, und dann soll es mit der Umgestaltung an der Stadthausbrücke losgehen. Die Quantum Immobilien AG will hier eine Mischung aus Wohnen, Büros, Einzelhandel und Gastronomie schaffen. Auch ein kleines Hotel ist vorgesehen. So war der Stand im August 2009. Denn aktuell wollte sich die Quantum AG nicht zu ihren Plänen äußern. Es sei mit der Stadt Stillschweigen bis Anfang nächsten Jahres vereinbart worden, um den Planungsprozess nicht zu beeinflussen, sagte Vorstand Frank Gerhard Schmidt auf Abendblatt-Anfrage. Immerhin: "Der Planungsprozess läuft sehr konstruktiv", so Schmidt.

Ein weiteres Filetgrundstück wenige Hundert Meter weiter am Alten Wall wird in Kürze den Eigentümer wechseln. Nach Abendblatt-Informationen sollen die Verkaufsverhandlungen kurz vor dem Abschluss stehen: Die HypoVereinsbank will sich von ihrem Hamburger Traditionssitz in direkter Nachbarschaft des Rathauses trennen. Der Standort mit einer Fläche von 20 000 Quadratmetern wird derzeit noch von etwa 300 Mitarbeitern genutzt, die aber auf andere Standorte der Bank am Neuen Wall, am Graskeller und am Nagelsweg in Hammerbrook verteilt werden. Ein Sprecher bestätigte die Verkaufsverhandlungen und sagte, dass der Umzug planmäßig laufe.

Günstig dürfte der Gebäudekomplex, in dem auch das Bucerius Kunst Forum Mieter ist, nicht zu haben sein. Die HypoVereinsbank spricht zwar nicht über Geld, aber Immobilienexperten gehen von einem Wert von bis zu 120 Millionen Euro aus. Auch hier ist der Umbau zu einem Hotel denkbar. Bezirksamtsleiter Schreiber sagt jedoch: "Wir brauchen jede Menge Wohnraum, hier wäre eine Umwandlung von Büros in Wohnungen durchaus denkbar."