Uwe Frommhold, Chef der O2 World, sieht große Chancen für Hamburgs Olympia-Bewerbung.

Hamburg. Er ist Hamburgs „Mr. Arena“. Seit zwölf Jahren führt Uwe Frommhold, 57, die O2 World. Der ehemalige Hoteldirektor des Atlantic ist zudem Geschäftsführer des Hamburger Eishockey-Clubs Freezers. Im Abendblatt spricht Frommhold über die Olympia-Chancen Hamburgs.

Hamburger Abendblatt: Herr Frommhold, hat Berlin als Hauptstadt die größeren Chancen, deutsche Kandidatenstadt für die Olympischen Spiele zu werden?
Uwe Frommhold: Ich bin zwar gebürtiger Berliner, aber Hamburg ist meine Heimat, hier wurden unsere Kinder geboren, und ich würde mich unglaublich freuen und wäre stolz, wenn in meiner Stadt Olympische Spiele stattfinden würden. Aber wir sollten uns grundsätzlich davon lösen, gegen etwas zu sein. Es geht nicht darum, gegen Berlin zu sein. Es geht darum, die eigenen Stärken hervorzuheben. Und eines muss man auch immer wieder sagen: Nicht Hamburg bewirbt sich um die Spiele, sondern Deutschland. Entweder mit Hamburg oder mit Berlin.

Warum mit Hamburg?
Frommhold: Weil das Konzept der nachhaltigen Flächennutzung faszinierend ist. In Hamburg geht es nicht um Gigantismus, sondern darum, dass vorhandene Flächen umgewandelt und einer neuen Nutzung zugeführt werden. Und mit dem Sprung über die Elbe kann ich sehr viel anfangen. Zudem hat Hamburg oft genug bewiesen, dass die Stadt und die ganze Metropolregion großartige Gastgeber sein können.

Sie betreiben sehr erfolgreich die größte Arena in der Region. Befürchten Sie durch olympische Neubauten eine zusätzliche Konkurrenz?
Frommhold: Nein. Hamburg müsste doch sowieso, um in den nächsten Jahrzehnten weiter als attraktive Großstadt zu funktionieren, in neue Sportstätten investieren. Und man wird ja den für Olympia benötigten „Olympia Dome“ nach den Spielen in ein Kreuzfahrtterminal umwandeln. Das ist doch das beste Beispiel für Nachhaltigkeit.

Ist Hamburg denn schon eine Sportstadt?
Frommhold: Wir sind auf einem guten Weg. Hamburg hat in den vergangenen zehn Jahren große Schritte nach vorne gemacht. Es gibt genügend Beispiele in den letzten Jahren, die gezeigt haben, dass wir es können, wenn wir nur wollen. Die Handball-Weltmeisterschaft, große Boxkämpfe, die Spiele der Fußball-WM 2006, Triathlon, Cyclassics oder Marathon – und auch die Bewerbung für die Schwimm-Weltmeisterschaften war hervorragend, das ist leider nur viel zu wenigen Menschen bekannt. Andererseits zeigt das Gerangel um manche Austragungsstätte von Sportveranstaltungen in Hamburg, dass es kein leichter Weg ist.

Ist die O2 World schon olympiatauglich?
Frommhold: Wir haben in den vergangenen Jahren schon viel in die Technik investiert. Zudem haben wir nicht nur bei der Handball-WM 2007 bewiesen, dass wir große Events hier organisieren können. Wir brauchen zwar auf Sicht einen neuen Video-Würfel, diese Anschaffung haben wir aber schon geplant.

Wie beurteilen Sie die Stimmung in der Stadt?
Frommhold: Ich glaube, dass man die Bevölkerung noch mehr für olympische Spiele begeistern kann, wenn es größtmögliche Transparenz in Sachen Finanzierung und Flächennutzung, Chancen und Risiken einer solchen Großveranstaltung gibt. Das ist das Wichtigste: Die Politik muss mit offenen Karten spielen, man darf den Bürgern keinen Sand in die Augen streuen.

Können Sie denn die Argumente der Skeptiker verstehen?
Frommhold: Natürlich. Und man wird auch nicht alle Hamburger von der Idee überzeugen können, selbst wenn man sämtliche Zweifel benennt. Wer zum Beispiel keine Lust auf Staus hat, wird während der Spiele trotzdem damit leben müssen. Und das muss man den Menschen vorher auch ganz deutlich sagen. Aber ein bisschen Olympia geht eben nicht. Irgendwann muss man auch springen.

Oft wird eingewendet, dass die vielen Millionen, die Hamburg für Olympia ausgeben würde, an anderen Stellen wie zum Beispiel im Bildungsbereich wesentlich sinnvoller ausgegeben wären.
Frommhold: Das ist ein Totschlagargument. Wenn man das ins Felde führt, dürfte man gar nichts Großes mehr in Angriff nehmen.

Ein wichtiger Faktor für die Entscheidung des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB), welche deutsche Stadt sich bewerben kann, ist die Begeisterung der Bürger. Laut Umfragen liegt Hamburg derzeit vor Berlin. Es gibt ja den Spruch: „Traue keiner Statistik, die du nicht selbst gefälscht hast.“ Was halten Sie von Umfragen?
Frommhold: Ich finde das schwierig. Umfragen sind stets punktuelle Erhebungen. Sie sind oftmals sehr durch den Zeitpunkt oder das Tagesgeschehen beeinflusst. Mir fällt aber auch kein geeigneteres Mittel ein, um Stimmungen flächendeckend und vor allen Dingen zügig zu erhalten.

Was bedeutet Olympia für den Sport in Hamburg?
Frommhold: Zum einen werden vor allem die Kinder und Jugendlichen durch solch eine Veranstaltung für den Sport begeistert. Ich durfte als 15-Jähriger im Rahmen von „Jugend trainiert für Olympia“ bei den Sommerspielen 1972 in München dabei sein. Ich war ein guter Schwimmer, und wir durften sogar einmal in der olympischen Schwimmhalle in München trainieren. Dieses Erlebnis ist bis heute prägend. Zum anderen bedeutet es, dass die vielen bereits vorhandenen Sportstätten in einen Top-Zustand gebracht werden. Was wiederum für die Stadt die Möglichkeit eröffnet, nach den Spielen auch mal an die Ausrichtung weiterer internationaler Wettbewerbe zu denken. Und auch die mannigfaltigen notwendigen und dann auch umsetzbaren weiteren Investitionen in die Infrastruktur Hamburgs sollten keinesfalls außer Acht gelassen werden.

Und was würden die Spiele für die Stadt bedeuten?
Frommhold: Hamburg würde noch internationaler. Wir würden plötzlich auf sehr vielen Landkarten in einem neuen Licht erscheinen. Die Stadt wird sich weiter öffnen. Wir müssen nur wollen und uns aus dem sicheren Hafen hinauswagen.