Sozialbehörde, Handelskammer und Partner starten Kampagne gegen Alkoholmissbrauch. Ergebnisse erster Testkäufe vorgestellt. Zwei junge Frauen wurden als Testkäuferinnen eingesetzt.

Hamburg. Wo jedes Wochenende Zehntausende junge Leute Partys feiern und Alkohol trinken, hat Sozialsenator Detlef Scheele (SPD) am Donnerstag ein Zeichen gesetzt: Er enthüllte an der Simon-von-Utrecht-Straße auf St. Pauli ein acht mal zehn Meter großes Plakat. „Stopp den Alkoholmissbrauch in jungen Jahren“ ist darauf zu lesen; zu sehen ist ein Kletterhaus mit Leuchtreklame für eine Bar. Eine Rutsche symbolisiert die schiefe Bahn, auf die Jugendliche geraten können, wenn sie zu früh Alkohol trinken.

Das Motiv wird bald in ganz Hamburg zu sehen sein – an Bushaltestellen, Bahnhöfen und auf den Bildschirmen in U- und S-Bahnen. Die groß angelegte Kampagne ist Teil eines umfassenden Konzeptes zur Verbesserung des Jugendschutzes. Der Senat war im Herbst 2012 von der SPD-Bürgerschaftsfraktion aufgefordert worden, ein solches Konzept vorzulegen. „Wir sollten uns gemeinsam mit der Wirtschaft überlegen, wie wir Jugendliche von Alkohol fernhalten können“, so Senator Scheele.

Vom Büro für Suchtprävention wisse man, dass Jugendliche zwischen 13 und 14 Jahren ihre erste Erfahrung mit Alkohol machen. Viele Teenager fangen dann an, regelmäßig Alkohol zu trinken – mitunter auch Hochprozentiges.

Während sich die meisten Unter-16-Jährigen aus der Hausbar der Eltern bedienen oder sich die Drinks von volljährigen Freunden besorgen lassen, kaufen immerhin 40 Prozent ihren Alkohol selbst. Beides will Scheele künftig verhindern. Mit der Kampagne sollen sowohl „Mittelsmänner“ als auch Eltern, Freunde, Lehrer und Einzelhändler sensibilisiert werden. „Wir wollen auf eine gesamtgesellschaftliche Verantwortung hinweisen“, sagte der Sozialsenator. „Jugendliche sollen keine Chance mehr bekommen, an Alkohol heranzukommen.“

Die Plakate und Werbespots wurden von vier jungen Hamburger Werbern entwickelt, die damit einen Wettbewerb für Nachwuchs-Kreative gewonnen haben. Den zweiten Teil des Konzepts machen Testkäufe aus. Diese Strategie, mit der im Frühjahr begonnen wurde, führte bereits zu ersten Ergebnissen. An sechs Orten seien Testkäufe von Minderjährigen gemacht worden, so Scheele, an fünf wurde Alkohol verkauft. Die Bezirksämter hätten zuvor Hinweise erhalten, dass an den entsprechenden Orten der Jugendschutz missachtet würde, sagte Scheele. „Man kann also nicht sagen, dass in fünf von sechs Geschäften Alkohol an Minderjährige verkauft wird.“

Im Vorfeld hatte man sich geeinigt, als Testkäufer Auszubildende der Bezirksämter einzusetzen. Sie sollten eigens dafür geschult werden und mit höchstens 17,5 Jahren einen deutlichen Abstand zur Volljährigkeit haben. Die meisten Auszubildenden hätten Abitur und wären daher zu alt für den Job des Testkäufers, so Scheele.

Zwei junge Frauen wurden als Testkäuferinnen eingesetzt, sie wurden von einem Mitarbeiter des Bezirksamts begleitet. Der nahm den Alkohol am Ausgang des Geschäfts in Empfang und konfrontierte den Verkäufer mit dem Vorwurf der Missachtung des Jugendschutzgesetzes. Das Bußgeld dafür beträgt bis zu 2000 Euro.

Neben der Sozialbehörde sind auch die Handelskammer, der Einzelhandelsverband Nord sowie die Dachverbände der Tankstellen und des Kraftfahrzeuggewerbes an der Aktion beteiligt. „Wir haben ein Interesse daran, dass Jugendliche Schule und Ausbildung angstfrei und nüchtern absolvieren“, so Bernd Reichardt, der bei der Handelskammer zuständig für den Bezirk Hamburg-Mitte, in dem neben Altona und Harburg die Testkäufe stattfanden.