Ordensbrüder kümmern sich um Studenten, Kranke und Schüler. Das erste Franziskanerkloster in Hamburg wurde im Jahr 1230 gegründet.

Hamburg. Als Bundestagspräsident Norbert Lammert (CDU) im vergangenen Jahr das Franziskus-Kolleg in der Hamburger Sedanstraße besuchte, wagte er eine Prognose. Der nächste Papst, prophezeite der Politiker, werde bestimmt aus Übersee kommen.

Tatsächlich stammt der neue Pontifex aus Argentinien. Mit dem Namen Franziskus knüpft der Erzbischof von Buenos Aires an jenen italienischen Ordensgründer Franciscus de Assisi an, der wie kein anderer für das Ideal der Armut steht. Weltweit gehören 16.000 Brüder dem Franziskaner-Orden (OFM; brauner Habit) und rund 4500 den Franziskaner-Minoriten (schwarzer Habit) an. Bis heute haben die Bettelmönche aus beiden Orden weltweit ihre Spuren hinterlassen - auch in Hamburg.

Das erste Franziskanerkloster in der Hansestadt wurde um das Jahr 1230 dort gegründet, wo inzwischen das Rathaus steht. Heute kümmern sich die fünf "Braunen Franziskaner" vor allem um die Hochschul- und Krankenhausarbeit, während die "Schwarzen Franziskaner" in der katholischen Kirchengemeinde St. Franziskus (Barmbek) tätig sind. Das Franziskus-Kolleg, dem der Bundestagspräsident Lammert einen Besuch abstattete, beherbergt insgesamt 160 Studierende der Universität Hamburg. "90 Prozent von ihnen kommen aus dem Ausland, insbesondere aus Afrika", sagt Hochschulpfarrer Pater Thomas Ferencik (OFM). Wie sich einst der heilige Franz von Assisi gerade jenen Menschen zuwandte, die zu den Benachteiligten in der Gesellschaft gehörten, weiß sich auch das internationale Studentenhaus dieser Aufgabe verpflichtet. Eng arbeiten die Mönche zudem mit der katholischen Hochschulgemeinde und dem Marienkrankenhaus zusammen. Pater Nataneal Ruf leistet in der Klinik im Auftrag des OFM weithin anerkannte Arbeit als Seelsorger. Was den Ordensbrüdern in ihrer täglichen Arbeit besonders wichtig ist, formuliert Pater Thomas Ferencik so: "Wir wollen eine Sprache sprechen, die die Menschen verstehen."

Einen schwarzen Habit tragen dagegen die vier Brüder der Pfarrei St. Franziskus in Barmbek. Als Mitglieder des Reformordens der Franziskaner-Minoriten sind sie für rund 8000 katholische Gemeindemitglieder zuständig, von denen gut ein Viertel ausländische Wurzeln hat. Im Gegensatz zu anderen ist diese Kirchengemeinde relativ jung: 50 Prozent sind kaum älter als 40 Jahre.

Mehr noch: Die Männer mit der schwarzen Kutte sind als Geistliche verantwortlich für eine Stadtteilschule, die den Namen Franz von Assisi trägt. Sie befindet sich in Barmbek und gehört dem katholischen Schulverband an. Während sich die Schule über mangelndes Interesse nicht beklagen muss, haben die Franziskaner wie alle Orden chronischen Nachwuchsmangel. "Die Zeiten", sagt Pater Thomas Ferencik, "sind nicht gerade einladend, Franziskaner zu werden."